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In vielen Kleidungsstücken vorhanden: Was ist eigentlich Polyacryl?

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Von: Franziska Kaindl

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Polyacryl befindet sich in vielen Kleidungsstücken, unter anderem Socken. (Symbolbild)
Polyacryl befindet sich in vielen Kleidungsstücken, unter anderem Socken. (Symbolbild) © dpa/Uwe Anspach

Polyacryl ist eine Synthetikfaser, die in der Textilindustrie äußerst beliebt ist. Aber wie lässt sie sich waschen und wie umweltfreundlich ist sie eigentlich?

Was ist eigentlich Polyacryl? Alles zu Herstellung und Eigenschaften

Polyacryl gibt es seit 1942 und wurde in Deutschland entwickelt. Seit 1954 wird die Kunstfaser auch im großen Umfang produziert - zu 75 Prozent für Bekleidung, aber auch für Heimtextilien und im technischen Bereich findet sie Verwendung.

Die Kunstfaser wird aus dem Grundstoff Polyacrylnitril hergestellt und in einem Nass- oder Trockenspinnverfahren zu endlos langen Polyacryl-Fasern verarbeitet. Bei der Herstellung gibt es verschiedene Verfahren: Zum Beispiel wird die Spinnmasse durch eine Düse in einen Schacht mit Warmluft gedrückt oder in ein Fällbad eingeschossen. Bei letzterem sorgt ein Chemiezusatz dafür, dass sich der Faden verfestigt.

Polyacryl ist auch deshalb so beliebt, weil es zahlreiche tolle Eigenschaften mit sich bringt: Die Synthetikfaser ist extrem elastisch, schön weich, hält warm und knittert kaum. Durch die geringe Dichte der Fasern, sind Kleidungsstücke aus der Kunstfaser sehr leicht.

Ganz perfekt ist Polyacryl aber auch nicht: Der Stoff ist wärmeempfindlich und lädt sich ziemlich schnell elektrostatisch auf. Da die Faser sehr an Wolle erinnert, wird sie gerne für Pullover, Decken und Pelzimitate verwendet. Wer gerne strickt, wird vermutlich auch schon oft mit Polyacryl-Wolle in Kontakt gekommen sein.

Wie lässt sich Polyacryl waschen?

Was die Pflege von Polyacryl angeht, sollten Sie einige Dinge beachten: Der Stoff sollte bei maximal 40 Grad mit einem Feinwaschmittel und hohem Wasserstand gewaschen werden. Bügeln sollte vermieden werden und wenn nötig, nur bei der niedrigsten Hitzestufe. Auch in den Trockner sollten Sie Polyacryl-Kleidung nicht geben.

Der Grund liegt darin, dass die Kunstfaser zwar chemikalien- und wetterbeständig ist, aber Hitze nicht gut verträgt. Bei zu hohen Temperaturen werden die Fasern stark erhitzt oder verbrennen, wodurch sie Blausäure entwickeln - und diese ist extrem giftig, wenn sie über die Atemwege oder Haut in den Körper gelangt.

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Polyacryl: Wie umweltfreundlich ist die Kunstfaser?

Polyacryl bringt aus Umweltsicht verschiedene Vor- und Nachteile mit sich. Wie das Online-Portal Utopia unter Berufung auf Zahlen von Greenpeace schreibt, braucht ein Kilo Polyacryl weniger Wasser um zu wachsen als Baumwolle. Bei der Kunstfaser sind es nämlich nur 210 Liter, während das Naturprodukt 8.000 Liter braucht. In dieser Hinsicht punktet Polyacryl also.

Es gibt aber auch einige Punkte, die man der Kunstfaser ankreiden kann: So benötigt Polyacryl in der Herstellung dreimal so viel Energie wie Baumwolle und besteht aus Acrylnitril, welches aus Erdöl erstellt wird - immerhin gibt es Forschungsvorhaben, die zum Ziel haben, Polyacryl aus nachwachsenden Rohstoffen zu gewinnen. Allerdings landet beim Waschen von Polyacryl auch viel Mikroplastik im Abwasser. 1.900 Fasern verliert ein Kleidungsstück pro Waschgang und Kläranlagen können diese Teilchen oft nicht herausfiltern, wie das Portal Utopia schreibt. Als umweltfreundliche und auch hautfreundliche Alternative setzen einige Hersteller inzwischen auf Bambus. Doch wie gut eignen sich Bambus-Fasern in Textilien für Allergiker? 24vita.de* berichtet über allergieauslösende Materialien in Kleidung.

Trotzdem sind synthetische Stoffe wie Polyacryl aus der Bekleidungsindustrie noch nicht wegzudenken, da ökologisch produzierte Fasern bisher den weltweiten Bedarf nicht decken können. *Merkur.de und 24vita.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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