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Super peinlich: Deutschland immer noch ganz hinten beim gender pay gap

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Von: Katja Saake

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Gleicher Lohn für Frauen? Nicht in Deutschland 2022. Der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern bleibt groß - und Deutschland damit EU-weit ganz hinten.

Wiesbaden - Wir haben das Jahr 2023 und das Ziel „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ ist immer noch nicht erreicht. Das zeigt die jetzt veröffentlichte Statistik des Statistischen Bundesamts zu Lohnunterschieden zwischen Frauen und Männern. Sowohl die Zahlen für Hessen, als auch für ganz Deutschland zeigen klar: Auch bei gleicher Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie gibt es einen deutlichen Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern. Deutschland bleibt damit EU-weit unter den Schlusslichtern.

Eine Männerhand (l) hält einen Fächer mit 50-Euro-Scheinen und mehreren Kreditkarten, während Frauenhände wenige Scheine und eine Girokonto-Karte halten.
Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich weniger als Männer. © Annette Riedl/dpa

Gender pay gap in Hessen: Weniger Lohn für Frauen?

In Hessen haben Frauen im Jahr 2022 im Durchschnitt 21 Prozent weniger pro Stunde verdient als Männer- also rund ein Fünftel. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Erhebung des Hessischen Statistischen Landesamtes hervor. Dies entspricht 5,55 Euro weniger Bruttostundenverdienst im Vergleich zu männlichen Arbeitnehmern. Damit liegt das Bundesland noch deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnittswert von 18 Prozent Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. Und auch der bundesdeutsche Wert ist schlecht.

Denn EU-weit steht Deutschland am unteren Ende des Spektrums: Mit 18 Prozent Lohnunterschied liegt es auf dem viertletzten Platz unter allen 27 EU-Mitgliedstaaten, wenn man die letzten verfügbaren Werte aus dem Jahr 2020 heranzieht. Der EU-Durchschnitt liegt da bei 13 Prozent. Das Ziel der Bundesregierung ist es jedoch, den Unterschied bis 2030 auf maximal 10 Prozent zu reduzieren, damit möchte sie die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der UN umsetzen, auf die sie sich verpflichtet hat. Bis dahin ist es also noch ein weiter Weg.

Der Unterschied im Bruttostundenverdienst zwischen den Geschlechtern wird aufgeschlüsselt
Der Unterschied im Bruttostundenverdienst von Männern und Frauen ist auch 2022 groß, Durchschnitt deutschlandweit © Statistisches Bundesamt (Destatis)

Bereinigter Gender pay gap: Lohnlücke entlarvt den Mythos der falschen Berufswahl

Frauen arbeiten öfter als Männer in Branchen und Berufen, in denen grundsätzlich schlechter bezahlt wird - wie zum Beispiel dem Erziehungsbereich oder der Pflege. Das ist eine Erklärung, die für die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern oft gegeben wird. Allerdings gibt es einen Wert, der diese Arbeitsmarktunterschiede berücksichtigt - den bereinigten gender pay gap. Und der zeigt: Auch wenn solche strukturellen Faktoren mit einbezogen werden, bleibt ein Lohnunterschied von 6 Prozent pro Arbeitsstunde zwischen Frauen und Männern in Hessen im Jahr 2022 bestehen. Das zeigen die Berechnungen des Hessischen Statistischen Bundesamtes. Deutschlandweit lag dieser Wert bei 7 Prozent.

Das heißt, Frauen haben im Jahr 2022 in Hessen auch bei gleicher Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie 6 Prozent weniger pro Stunde verdient. Sind also Ungleichbehandlungen von Frauen und Männern die Ursache? Eine Diskriminierung allein aufgrund des Geschlechts? Das Statistische Bundesamt ist da vorsichtig - Für die Verdiensterhebung hätten nicht alle potenziell lohnrelevanten Einflussfaktoren berücksichtigt werden können - wie zum Beispiel Angaben zu Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Schwangerschaft, Geburt von Kindern oder der Pflege von Angehörigen. Würden auch diese in die Berechnung einbezogen, würden die Unterschiede zwischen Männern und Frauen höchstwahrscheinlich geringer ausfallen, so das Statistische Bundesamt. (kasa)

Bereinigter gender pay gap: Das wurde berechnet

Da es immer noch strukturelle Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Erwerbsleben gibt, ist es wichtig, nicht nur die durchschnittlichen Bruttostundenlöhne zwischen den Geschlechtern zu vergleichen. Denn Frauen arbeiten immer noch deutlich mehr als Männer in Branchen und Berufen, in denen grundsätzlich schlechter bezahlt wird. Das erklärt einen Teil des niedrigeren Durchschnittsverdienstes der Frauen im Vergleich zu Männern. Außerdem sind sie noch deutlich weniger in Führungspositionen vertreten. Zudem arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit.

Der bereinigte gender pay gap versucht, diese strukturellen Faktoren in die Analyse miteinzubeziehen. Er drückt den Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen in vergleichbaren Tätigkeiten, Qualifikationen und Branchen aus.

In der Verdiensterhebung des Statistischen Bundesamtes und des Hessischen Statistischen Landesamtes wurden die Daten für einen repräsentativen Monat, April 2022, berechnet und hochgerechnet. Einbezogen wurden die Löhne aller abhängig Beschäftigter des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs ohne die öffentliche Verwaltung und ohne Betriebe mit weniger als 10 Beschäftigen.

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