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Lassen sich Großveranstaltungen und Corona vereinen? Experiment-Konzert mit Tim Bendzko soll Antwort liefern

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Von: Luisa Billmayer

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In Leipzig findet ein Corona-Test-Konzert statt. Tim Bendzko übernimmt die Unterhaltung - die Uni Halle die Wissenschaft.
In Leipzig findet ein Corona-Test-Konzert statt. Tim Bendzko übernimmt die Unterhaltung - die Uni Halle die Wissenschaft. © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/picture alliance

Können Konzerte trotz Corona-Pandemie stattfinden? Forscher der Uni Halle wolle das herausfinden - durch ein Konzert-Experiment mit Tim Benzdko.

Update vom 22. August, 17.21 Uhr: Tim Bendzko hat die Bühne verlassen. Das Corona-Testkonzert mit dem markanten Namen „Restart19" des Universitätsklinikums Halle wurde erfolgreich abgeschlossen. 1500 Besucher kamen zu dem Testlauf für Veranstaltungen mit mehreren tausend Teilnehmern. Es wurden mehrere Szenarien untersucht.  Zum einen sollte eine Veranstaltung wie vor Beginn der Pandemie simuliert werden, also etwa mit nur zwei Einlässen. Im zweiten Szenario sollte es deutlich mehr Einlässe geben, zudem mit größeren Abständen zwischen den Konzertbesuchern. Im dritten Fall galt auf den Zuschauertribünen ein Abstand von anderthalb Metern.

Der Studienleiter Stefan Moritz zeigte sich nach der Veranstaltung am frühen Samstagvormittag sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die Teilnehmer seien mit Sendern ausgestattet worden, wodurch ihr Verhalten im Rahmen der Veranstaltung rückverfolgbar war. Die Qualität der dabei gewonnen Daten bezeichnete Moritz als „gut“. Während der Konzerte mussten die Besucher durchgehend Masken tragen. Die Probanden seien dabei „sehr diszipliniert“ gewesen.

Auch der Künstler selbst war von dem Auftritt angetan. Bendzko hatte anschließend ein „überraschend gutes Gefühl“. Er habe habe damit gerechnet, „dass sich alles etwas steriler anfühlt, wenn alle mit einer Maske vor einem Sitzen“. „Aber es hat uns richtig Spaß gemacht“, sagte Bendzko in einer anschließenden Pressekonferenz. In etwa sechs Wochen sollen die Ergebnisse der Studie dann ausgewertet sein.

Corona-Experiment in Leipzig: Tim Bendzko gibt Konzert im Namen der Wissenschaft

Erstmeldung vom 22. August 2020: Leipzig/Halle - Großveranstaltungen und Konzerte, die 2020 hätten stattfinden sollen, mussten reihenweise abgesagt werden. Bisher sind Events dieser Größenordnung noch bis Oktober verboten - und eine Verlängerung wird eher erwartet als ausgeschlossen. Doch ein paar Musikbegeisterte können am Samstag (22. August) in Leipzig wieder auf ein Konzert gehen. Die Uni Halle an der Saale hat ein Mega-Experiment auf die Beine gestellt - Tim Bendzko wird auf der Bühne stehen.

Mega-Corona-Experiment: Tim Bendzko gibt Konzert in Leipzig

Unter dem Titel „Restart-19“ wollen Forscher untersuchen, ob Konzerte auch Corona-konform stattfinden können. Das Experiment begann am Morgen mit einem aufwendigen Check-in. Bei allen Teilnehmern wurde vor Betreten der Halle Fieber gemessen. Zudem wurden sie mit sogenannten Contact Tracern ausgestattet, die ihre Laufwege aufzeichnen sollten. Dazu wird fluoreszierendes Desinfektionsmittel eingesetzt, um sichtbar zu machen, welche Flächen besonders oft angefasst werden. Auch der Flug der Aerosole - kleinste Partikel-Mischungen in der Luft, die das Virus tragen können - soll nachvollzogen werden.

Mit Maske und Contact Tracer: Zahlreiche Auflagen und Regeln beim Corona-Konzert mit Tim Bendzko

Über 2.200 Freiwillige haben sich für den Versuch angemeldet. Tim Bendzko wird dreimal über den Tag verteilt auf der Bühne stehen. Damit das Konzertexperiment nicht selbst zu einem sogenannten Superspreader-Event wird, müssen alle Teilnehmer in der Halle eine FFP2-Maske tragen. Zudem musste vorab ein Corona-Test gemacht werden. Eine Gefahr für die Freiwilligen sehen die Veranstalter nicht, zumal die registrierten Infektionszahlen in der Region Leipzig/Halle derzeit sehr niedrig sind. Das Robert-Koch-Institut hat untersucht, in welchem Umfeld sich Infektionen häufen. An manchen Orten gab es schon besonders viele Corona-Ausbrüche.

Mit Maske und Tracing-Gerät - zwei Teilnehmerinnen des Corona-Konzert-Experiments in Leipzig.
Mit Maske und Tracing-Gerät - zwei Teilnehmerinnen des Corona-Konzert-Experiments in Leipzig. © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/picture alliance

Ziel der Studie „Restart-19“ ist nach Angaben der Mediziner ein mathematisches Modell, mit dem das Risiko eines Corona-Ausbruchs nach einer Großveranstaltung in einer Halle bewertet werden kann. Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen. In Deutschland sind Großveranstaltungen wegen der Corona-Pandemie noch bis mindestens Ende Oktober untersagt. Kultur und Sport leiden darunter - und hoffen auf Lösungen. Finanziert wurde der Großversuch von den Bundesländern Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Video: Sarah Connor: Sie bezieht Stellung zu umstrittenem Großkonzert in Düsseldorf

Seit Monaten ist die Corona-Pandemie Teil des öffentlichen und privaten Lebens. Über ein Ende wurde schon viel spekuliert. WHO-Chef Ghebreyesus hat eine Einschätzung abgegeben. Immer mehr Menschen leiden unter den Spätfolgen einer Corona-Erkrankung. In Hannover gibt es jetzt eine Ambulanz für Betroffene. (lb mit dpa) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks

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