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Corona-Demo in Leipzig: „Querdenker“ stürmen Psychiatrie-Gelände

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Von: Tim Vincent Dicke

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Bei einem Corona-„Spaziergang“ in Leipzig gelangen Dutzende „Querdenker“ auf das Gelände einer psychiatrischen Klinik. Nun steht die Polizei in der Kritik.

Leipzig – In Leipzig sind am Samstag (29.01.2022) Gegnerinnen und Gegner der Corona-Maßnahmen* bei einem ihrer als „Spaziergänge“ deklarierten Protestmärsche auf das Gelände einer psychiatrischen Klinik gestürmt. Nach Angaben der Polizei hatte der Protestzug in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals begonnen.

Er sei zunächst gestoppt worden, bis ein Versammlungsleiter benannt wurde. Schon dabei sei es zu einem ersten Versuch gekommen, die Polizeisperren zu umgehen. In der Nähe der Klinik sei die Corona-Demonstration auf mehrere Hundert Menschen aus dem Umfeld der „Querdenken“-Bewegung* angewachsen.

Corona-Demo: Video zeigt überforderte Polizei vor Psychiatrie in Leipzig

„Da den Aufforderungen der Versammlungsbehörde nicht Folge geleistet wurde, keine Ordner eingesetzt waren und aktuelle Corona-Schutzregelungen unbeachtet blieben, wurde der Aufzug durch die Polizeikräfte erneut gestoppt“, erklärte die Polizei. Dann seien mehrere Dutzend Menschen durch eine Polizeikette gebrochen, die sich vor die Klinik gestellt hatte. „Sie gelangten auf das Klinikgelände, konnten dort zum Großteil jedoch durch Einsatzkräfte festgehalten werden.“

Auf Videos, die auf Twitter veröffentlicht wurden, war zu sehen, wie einige Kräfte der Polizei am Tor zu dem Gelände noch vergeblich versuchen, die Menge zurückzuhalten. Doch waren sie dem Ansturm offensichtlich nicht gewachsen. Die offenbar aufgebrachte Menge schreit in der Aufnahme unter anderem „Wir sind das Volk“.

Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen nach dem Vorfall vor dem Gelände der Psychiatrie der Uniklinik Leipzig.
Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen nach dem Vorfall vor dem Gelände der Psychiatrie der Uniklinik Leipzig. © Franz Schurig/dpa

„Querdenker“ stürmen Psychiatrie-Gelände in Leipzig: Ermittlungen nach Corona-Demo

Die Polizei stellte eigenen Angaben zufolge mehr als 50 Mal die Identität fest. Es seien Ermittlungen wegen des Verdachts des Land- und Hausfriedensbruchs eingeleitet worden, hieß es weiter. Zudem werde wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz und die Corona-Notfallverordnung sowie wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung und Sachbeschädigung ermittelt. Die restlichen „Spaziergänger“ seien nach einer Identitätskontrolle wieder gehen gelassen worden.

Im Internet sorgte der Vorfall vor allem für Häme. Eine Nutzerin schrieb auf Twitter: „Die Adresse ist vermutlich schon richtig. Können gleich da bleiben. Wobei…das arme medizinische Personal.“ Der Autor Michael Bonvalot dagegen zeigte sich fassungslos. „Das kann kurzfristig Panik und langfristig schwere Folgen bei den Patient*innen auslösen. Das kann richtig gefährlich werden. Menschenleben sind ihnen völlig egal“, erklärte er auf dem Kurznachrichtendienst.

Scharfe Kritik nach eskalierter Corona-Demo in Leipzig

Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ kritisierte das Verhalten von Polizei und Behörden scharf. Es sei nicht nachvollziehbar, dass der Aufzug nicht sofort unterbunden wurde, erklärte das Netzwerk. Zu der Versammlung sei unter anderem von der rechtsextremen Gruppierung „Freie Sachsen“ mobilisiert worden, die vom Verfassungsschutz beobachtet werde. An dem Aufzug hätten sich verschiedene Neonazis beteiligt.

Auch im Rhein-Main-Gebiet kommt es immer wieder zu Protesten gegen die Pandemie-Maßnahmen. Zuletzt zählte die Polizei 4000 Personen bei einem Umzug in Frankfurt gegen eine Corona-Impfpflicht*. Ein Mann trug bei der Demonstration Sträflingskleidung und eine Armbinde mit der Aufschrift „Ungeimpft“. In Frankfurt-Heddernheim haben sich derweil zwei Bürgerinitiativen gegen die „Querdenken“-Bewegung* zusammengeschlossen. Sie wollen den öffentlichen Raum im Stadtteil zurückgewinnen. (tvd/AFP/epd) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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