Delta-Mutante breitet sich rasant aus: Gefahr, Symptome und Impfschutz – alle Infos
Die Delta-Variante des Coronavirus ist deutlich ansteckender und breitet sich derzeit zunehmend in Deutschland aus. Doch wie gefährlich ist die Mutation? Und welchen Schutz bringt eine Impfung?
Die dritte Coronavirus-Welle in Deutschland scheint endgültig gebrochen, das Infektionsgeschehen nimmt von Tag zu Tag mehr ab. Wie das Robert-Koch-Institut am frühen Donnerstagmorgen (17. Juni) meldet, liegt der bundesweite Wert der 7-Tage-Inzidenz aktuell nur noch bei 11,6, in insgesamt sechs Land- und Stadtkreisen liegt der für Lockerungen so wichtige Wert gar bei Null – dort gab es in den vergangenen sieben Tagen keine einzige Neuinfektion.
Während der positive Trend im Bundesgebiet weiter anhält, befindet sich jedoch die Delta-Variante auf dem Vormarsch und breitet sich zunehmend aus. Noch sind die absoluten Zahlen zwar überschaubar, mit Blick nach Großbritannien raten Forscher jedoch zu Vorsicht, wie HEIDELBERG24.de* berichtet. Wie gefährlich ist die Delta-Variante? Und in welchem Maße schützt eine Impfung gegen die Corona-Mutante aus Indien?
Delta-Variante breitet sich immer mehr aus – Das musst Du über die Virus-Mutation wissen
Um Diskriminierung und Stigmatisierung zu verhindern, setzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) künftig nicht mehr auf Bezeichnungen nach Ländern, in denen die Varianten des Coronavirus entdeckt wurden, sondern verwendet ab sofort nur noch neutrale Namen für die Mutationen*. Daraus ergeben sich nun folgende Bezeichnungen:
- Alpha = Variante B.1.1.7 aus Großbritannien
- Beta = Variante B.1.351 aus Südafrika
- Gamma = Variante P.1 aus Brasilien
- Delta = Variante B.1.617.2 aus Indien
Weil diese erstmals auf dem indischen Subkontinent festgestellte Variante nicht nur eine, sondern zwei Veränderungen an einem Oberflächenprotein hat, wird B.1.617 als „Doppelmutante*“ bezeichnet. Beide Mutationen kennen Wissenschaftler bereits von älteren Varianten. Hier treten sie gleichzeitig im ‚Duett‘ auf – nicht jedoch als Kreuzung zweier verschiedener Mutanten, wie Christian Drosten, Chef-Virologe der Berliner Charité, bereits im Mai in seinem NDR-Podcast klarstellte.
Laut bisherigen Erkenntnissen des renommierten Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin werden diese Veränderungen mit einer „reduzierten Neutralisierbarkeit durch Antikörper oder T-Zellen“ in Verbindung gebracht. Doch wie hoch ist der Schutz von Geimpften vor der Delta-Variante?
Auswertungen der britischen Gesundheitsbehörde „Public Health England“ (PHE) zufolge sind Geimpfte, die die Vakzine von Biontech oder Astrazeneca verabreicht bekommen haben, sehr gut gegen schwere Covid-Krankheitsverläufe geschützt. Dabei sei der Schutz in etwa so hoch mit bei der Alpha-Variante aus Großbritannien. Im Vergleich zu ungeimpften Personen wurde das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt durch eine Impfung um über 90 Prozent verringert.
Aber: Laut PHE-Datenanalyse sind all jene, die nur einmal geimpft wurden, deutlich weniger geschützt. Insbesondere bei dem Wirkstoff von Astrazeneca war nach der ersten Dosis eine merklich geringere Schutzwirkung zu verzeichnen. Und das, obwohl das Vakzin eigentlich bereits nach der ersten Impfung gut vor schweren Krankheitsverläufen schützt.
Fest steht zudem auch, dass die Delta-Variante wesentlich ansteckender ist als alle anderen bislang verbreiteten Corona-Mutationen. Gemäß PHE ist das Risiko, Angehörige des eigenen Haushalts zu infizieren, rund 60 Prozent höher und somit auch gefährlicher als die Alpha-Variante aus Großbritannien. „Man vermutet, dass die Delta-Variante sich schneller überträgt oder leichter übertragen wird als die Alpha-Variante“, so Sandra Ciesek im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“. Die Virologin erklärt weiter, dass - nach Datenauswertungen aus England und Schottland - die Gefahr bestehe, dass eine Infektion mit der Delta-Variante zu einem erhöhten Risiko für einen Krankenhausaufenthalt führe.
Lichtblick: Bezugnehmend auf der Studie der Oxford Universität sagte Gesundheitsexperte Karl Lauterbach im RBB, dass die Saisonalität der Delta-Variante viel ausgeprägter sei als zunächst angenommen. Bedeutet, dass das Risiko einer Ansteckung im Sommer viel geringer sein soll als in einer kälteren Jahreszeit. „Ich hoffe, dass dann bei uns schon so viele doppelt geimpft sein werden, dass es keine so große Welle mehr gibt“, so Lauterbach. Jedoch warnt der SPD-Politiker auch auf die Brisanz der Delta-Variante*: „In den USA liegt der Anteil der indischen Delta Variante jetzt schon bei 20%. Die Gesamt Inzidenz liegt umgerechnet bei ungefähr 35 und sinkt kaum mehr. Die Impfquote steigt nur noch langsam. Da baut sich leider ein perfekter Sturm für den Herbst auf.“
Delta-Variante: Diese Symptome drohen bei einer Infektion
Besonders tückisch an der Delta-Variante ist der Umstand, dass diese scheinbar leicht andere Symptome hervorruft als die bisherigen Corona-Varianten. Infizierte berichteten meist von Kopfschmerzen, einer laufenden Nase und/oder einer rauen Kehle. Auch über Fieber klagten Betroffene, jedoch nicht über den eigentlich so typischen Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, wie Infizierte einer britischen App zur Kontrolle von Corona-Symptomen meldeten.

Das hat zur Folge, dass sich die Covid-Erkrankung nach einer Infektion mit der Delta-Variante für viele jüngere Menschen wie eine einfache Erkältung anfühle, wie Tim Spector vom King‘s College London erklärte, das die Ergebnisse für eine Studie ausgewertet hat.
Delta-Variante auf dem Vormarsch in Deutschland – So schnell verbreitet sich die Mutante
Die Infektionszahlen mit der Delta-Variante sind in Deutschland noch recht gering, allerdings breitet sich B.1.617.2 zunehmend rapide aus. Wo in der Kalenderwoche 21 vom 24. bis 30. Mai noch lediglich 3,7 Prozent aller Neuinfektionen auf die Delta-Variante zurückgingen, waren es in der darauffolgenden Kalenderwoche vom 31. Mai bis 6. Juni bereits 6,2 Prozent. Top-Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité geht davon aus, dass die Delta-Variante bis zum Herbst auch in Deutschland das Feld dominieren werde.
Delta-Variante dominiert Infektionsgeschehen in Großbritannien
Wie hoch die Gefahr für eine weitere rasche Ausbreitung der Mutation aus Indien ist, beweisen die jüngsten Zahlen aus Großbritannien. Vor allem in England war zu beobachten, wie massiv diese das Infektionsgeschehen trotz fortgeschrittener Impfkampagne mit rund 58 Prozent voll geschützter Erwachsener verschlechtern kann.
Dort wurde die Delta-Variante erstmals im April bei Reiserückkehrern aus Indien nachgewiesen. Anfang Mai stufte die britische Gesundheitsbehörde PHE die Delta-Variante als „besorgniserregend“ ein – zu diesem Zeitpunkt war bereits ein Viertel aller Fälle auf die Mutante zurückzuführen. Mitte Mai löste Delta schließlich Alpha als „Hauptauslöser“ aller Infektionen ab, nur zwei Wochen später waren fast alle Ansteckungen auf die Delta-Variante zurückzuführen.
„Im Moment ist es so, dass es einen Anstieg um ungefähr 50 Prozent jede Woche gibt“, lässt Virologin Sandra Ciesek, Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main, aufhorchen – und fügt hinzu: „Das ist natürlich ein Warnsignal.“
Wo der Wert der 7-Tage-Inzidenz in Großbritannien Anfang Mai noch unter 20 lag, stieg dieser inzwischen auf deutlich mehr als 70 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche. Eigentlich war für den 21. Juni die Aufhebung aller Corona-Maßnahmen in England geplant – diese wurde nun durch Premierminister Boris Johnson um vier Wochen verschoben. (rob) *HEIDELBERG24 und *echo24 sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.