Waldhof-Stadionsprecher tritt nach Eklat zurück – „Tut mir von Herzen leid“
Vor dem DFB-Pokalspiel des SV Waldhof Mannheim gegen den 1. FC Nürnberg kommt es zu einem Eklat um Stadionsprecher Stephan Christen. Alle Infos:
Update vom 19. Oktober – 15 Uhr: Einen Tag nach dem DFB-Pokalspiel des SV Waldhof Mannheim gegen den 1. FC Nürnberg erklärt Stadionsprecher Stephan Christen seinen Rücktritt.
Nach Eklat im DFB-Pokal: Waldhof-Stadionsprecher Stephan Christen erklärt Rücktritt
„Mir ist im Rahmen des Pokalspiels gegen den 1. FC Nürnberg ein Fehler unterlaufen, der mir nach 29 Jahren Tätigkeit als Stadionsprecher so nicht passieren darf. Bei der Widmung der Mannschaftsaufstellung habe ich einer verstorbenen Person gedacht, die der rechten Szene angehörte“, sagt Christen am Mittwoch. Gemeint ist der ehemalige Mannheimer NPD-Stadtrat Christian Hehl, der vor einigen Tagen gestorben ist.
„Die Person und die Hintergründe waren mir persönlich nicht bekannt. Meiner Sorgfaltspflicht hinsichtlich der Recherche zum Hintergrund der Person bin ich nicht nachgekommen. Dieses tut mir von Herzen leid“, führt Christen aus. Die Entscheidung, als Stadionsprecher zurückzutreten, habe er selbst getroffen.
Stephan Christen tritt als Stadionsprecher des SV Waldhof zurück
„Um Schaden vom SV Waldhof Mannheim abzuwenden übernehme ich die alleinige Verantwortung und trete aus freien Stücken mit sofortiger Wirkung zurück. Ich distanziere mich hiermit persönlich und ausdrücklich von jedem rechten Gedankengut. Dieses liegt mir komplett fern, und wer mich kennt weiß das auch. Mir tut es in der Seele weh, dass ich nach 29 Jahren mein Amt als Stadionsprecher niederlege. Ich werde dem Verein natürlich weiterhin die Treue halten“, so Christen.
Eklat im DFB-Pokal: Waldhof-Stadionsprecher Stephan Christen gedenkt Christian Hehl
Erstmeldung vom 19. Oktober: Eigentlich wollte der SV Waldhof Mannheim am Dienstagabend im DFB-Pokal ein Fußball-Fest feiern. Nach der 0:1-Niederlage gegen den Zweitligisten 1. FC Nürnberg gibt es aber nur ein Thema. SVW-Stadionsprecher Stephan Christen sorgt unmittelbar vor dem Verlesen der Mannschaftsaufstellung für einen Eklat.
Denn Christen gedenkt dabei zwei verstorbenen Personen – von denen eine der ehemalige Mannheimer NPD-Stadtrat Christian Hehl ist, der vor wenigen Tagen im Alter von 53 Jahren gestorben ist. Waldhof-Fan Hehl war eine bekannte Persönlichkeit in der rechtsextremen Szene und hat laut der „Rheinpfalz“ von 2014 bis 2016 ein Stadionverbot beim SVW erhalten.

2018 hat sich der SV Waldhof Mannheim um Geschäftsführer Markus Kompp an der Aktion „Für Demokratie, Menschlichkeit und Rechtsstaat – Nein zu Hass und Hetze“ beteiligt. Werte, die der Klub nun auch sichtbar leben muss. Die Würdigung eines verurteilten Neonazis führt die Aktionen der vergangenen Jahren ad absurdum.
SV Waldhof reagiert nach Eklat um Stadionsprecher Stephan Christen
Die Reaktion des SVW lässt am Dienstag nach Spielschluss nicht lange auf sich warten. „Diese Aktion war vor der Partie nicht mit den Verantwortlichen des SV Waldhof Mannheim 07 abgesprochen“, macht der Klub deutlich. Auf der OST-Tribüne gab es zudem Banner in Gedenken an Hehl. Stadionsprecher Christen soll dem Verein versichert haben, dass er „die Personen und deren Vita nicht gekannt habe“.
Dabei ist er bereits seit 29 Jahren als Stadionsprecher beim SV Waldhof tätig. „Er wollte wie in den 29 vorangegangen Jahren üblich, ihm privat zugetragene Wünsche eigenständig erfüllen“, heißt es in der SVW-Mitteilung. Am Mittwoch (19. Oktober) reagieren die Grünen Mannheim auf den Vorfall.
Grüne im Gemeinderat fordern „gründliche Aufarbeitung“ des SV Waldhof
„Wir sind schockiert und wütend über die Vorkommnisse beim gestrigen Spiel des SV Waldhof Mannheim. Ein wegen Landfriedensbruch und Körperverletzung verurteilter sowie mit Beate Zschäpe demonstrierender Neonazi darf keine Würdigung erhalten, schon gar nicht mit Bannern und Ansagen im Stadion“, sagt Gerhard Fontagnier, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Sprecher gegen Rechtsextremismus.
„Wer sagt, Sport sei nicht politisch, verkennt dessen starken Einfluss auf die Gesellschaft und untergräbt die Integrität des Sports. Gerade deshalb schockiert uns der Vorfall und die damit verbundenen Reaktionen beim gestrigen Spiel des SV Waldhof. Eine gründliche Aufarbeitung von Seiten des Vereins ist dringend erforderlich!“, fordert Nina Wellenreuther, Fraktionsvorsitzende und sportpolitische Sprecherin der Grünen. (nwo)