SV Sandhausen: Geschichte, Erfolge und wichtige Persönlichkeiten
Der SV Sandhausen spielt seit der Saison 2012/13 in der 2. Bundesliga. Geschichte, Erfolge und prägende Persönlichkeiten - alle Infos rund um den SVS:
- Der SV Sandhausen ist 1916 gegründet worden.
- Seit 2012 spielt der Sandhausen in der 2. Bundesliga.
- Geschichte, Erfolge und wichtige Persönlichkeiten des SV Sandhausen.
Der Sportverein 1916 Sandhausen e.V., kurz SV Sandhausen, ist einer der kleinsten Profiklubs in Deutschland. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass der Dorfverein aus der Kurpfalz seit der Saison 2012/13 in der 2. Bundesliga mitmischt. Seine Heimspiele trägt der Zweitligist im BWT-Stadion am Hardtwald aus. HEIDELBERG24 skizziert, wie sich der SVS über Jahrzehnte von den Amateurligen bis in Deutschlands zweithöchste Spielklasse hochgearbeitet hat und wie Gerd Dais zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten des Vereins geworden ist.
SV Sandhausen: Gründung und erste Erfolge
Der SV Sandhausen ist am 1. August 1916 gegründet worden. Zuvor hat es bereits fußballspielende Gruppen, unter anderem den FC Victoria 1905 Sandhausen, im Umkreis gegeben. Allerdings ist der Verein unmittelbar nach Ausbruch des Krieges im Jahr 1914 aufgelöst worden, da die meisten Spieler zum Wehrdienst eingezogen sind.
1916 ist von fußballbegeisterten Jugendlichen der SV Sandhausen ins Leben gerufen worden. Gründungsmitglieder sind Heinrich Baumann, Fritz Bär, Jakob Flory, Heinrich Kolb, Fritz Kolb, Albert Lehr, Martin Reutner, Jakob Schneider und Theodor Schneider gewesen.
SV Sandhausen feiert Aufstieg in die Bezirksliga
Die Spiele der damaligen Zeit sind in der C-Klasse absolviert worden. Bereits 1922 hat der Klub in seiner Klasse die erste Meisterschaft gefeiert. 1924 ist die Mannschaft Meister der B- und fünf Jahre später der A-Klasse geworden. Die Erfolge des Teams, welche sich auch immer mehr aus finanzieller Sicht bemerkbar machten, haben dem Verein das Vorhaben einer festen Umzäunung um den Waldsportplatz, der damaligen Spielstätte, gestattet.
Durch viel Eigenarbeit sind die Kosten dafür in einem erträglichen Rahmen gehalten worden. Der erste große Erfolg ist dem SV Sandhausen in der Saison 1930/31 mit dem Aufstieg in die Bezirksliga Rhein/Saar, damals eine der höchsten deutschen Fußballklassen, gelungen. Dort sind die Kurpfälzer auf damals namhafte Mannschaften, wie dem SV Waldhof oder dem VfR Mannheim getroffen, allerdings bereits nach einem Jahr wieder abgestiegen.
SV Sandhausen: Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich der SV Sandhausen zunächst in der Landes- bzw. 2. Amateurliga etabliert, bevor in der Saison 1956/57 der Aufstieg in die 1. Amateurliga Nordbaden gelungen ist. Diese Klasse haben die Schwarz-Weißen bis zur Qualifikation zur neu gegründeten Oberliga Baden-Württemberg 1978 gehalten.
Der SVS ist in den 70er und 80er Jahren ein echtes Spitzenteam in der damals drittklassigen Oberliga gewesen. In der Saison 1977/78 ist den Sandhäusern der große Coup gelungen: Mit Spielern wie Karl-Heinz Frey, Hubert Engelhardt, August Faltermann oder Kapitän Wolfgang Reinhard haben sich die Badener zunächst in der Vorrunde gegen die Amateure von Werder Bremen durchgesetzt.
SV Sandhausen sichert sich zweimal die deutsche Amateurmeisterschaft
Nach Siegen gegen den SV Baesweiler 09 und den FC Rastatt 04 ist die von Klaus Sinn trainierte Mannschaft im Finale auf den ESV Ingolstadt getroffen. Schon im Hinspiel hat der SV Sandhausen einen großen Schritt Richtung Titel gemacht und durch Tore von Hubert Engelhardt und August Faltermann in Ingolstadt mit 2:0 gewonnen.
In Sandhausen hat die Sinn-Elf dann nichts mehr anbrennen lassen und hat sich nach dem 1:1 im Rückspiel zum ersten Mal die deutsche Amateurmeisterschaft gesichert. Im Jahr zuvor ist der SVS im Finale noch denkbar knapp an den Amateuren von Fortuna Düsseldorf gescheitert.

Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre hat die Amateurmeisterschaft durch die ständige Professionalisierung des Fußballs deutlich an Stellenwert verloren. Nichtsdestotrotz hat der Verein vom Hardtwald seinen Coup von 1978 noch einmal wiederholen können. So hat man sich durch einen 2:0-Finalsieg gegen die Amateure von Werder Bremen 1993 erneut die Amateurmeisterschaft gesichert.
SV Sandhausen: Die legendäre Pokalsaison 1985/86
In den 80er Jahren hat sich der SV Sandhausen zu einer wahren Talentschmiede entwickelt. Auch wenn die Badener 1985 den Abgang von Hansi Flick, der zu Rekordmeister Bayern München gewechselt ist, verkraften mussten, haben sie beispielsweise mit Stefan Emmerling, Rüdiger Menges oder auch dem späteren Cheftrainer Gerd Dais einige namhafte Spieler in ihren Reihen gehabt.
In der Saison 1985/86 haben die Sandhäuser nicht nur einen starken vierten Tabellenplatz in der Liga belegt, sondern spielten die erfolgreichste DFB-Pokal-Saison der Vereinsgeschichte. Nachdem man sich gegen Solingen, Wangen und Blau-Weiß 90 Berlin durchgesetzt hat, sind die Badener im Viertelfinale auf Borussia Dortmund getroffen. Die Mannschaft der Westfalen ist gespickt gewesen mit bekannten Spielern wie Frank Pagelsdorf, Horst Hrubesch, Nationalkeeper Eike Immel oder dem heutigen BVB-Sportdirektor Michael Zorc.
Vor rund 8.000 Zuschauern im Hardtwaldstadion hat man gegen den BVB jedoch mit 1:3 verloren. Auch wenn der SV Sandhausen in den Folgejahren noch die eine oder andere Pokalschlacht für sich entschieden hat, bleibt die Pokalsaison 1985/86 unter Kult-Coach Slobodan Jovanić die bislang erfolgreichste der Vereinsgeschichte.
SV Sandhausen: Legendäres Elfmeterschießen gegen den VfB Stuttgart
1994 ist dem SV Sandhausen als krasser Außenseiter eine echte Überraschung in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Bundesligist VfB Stuttgart gelungen. Das Spiel ist als längstes Elfmeterschießen (13:12) des Wettbewerbs in die Geschichte eingegangen und wird auf ewig seinen Platz in den Annalen des SV Sandhausen haben.

Im Ligabetrieb ist der SVS ein Jahr später als Meister in der Relegation am SSV Jahn Regensburg gescheitert, der in die Regionalliga aufgestiegen ist. Mit insgesamt 28 Jahren Ligazugehörigkeit zur Oberliga Baden-Württemberg führt Sandhausen die „Ewige Tabelle“ der Liga an und wird aufgrunddessen noch heute als „FC Bayern der Oberliga" bezeichnet.
SV Sandhausen: Zeit nach der Jahrtausendwende
In der Saison 2005/06 hat SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp eine Fusion zwischen der TSG Hoffenheim (damals noch Regionalligist), Oberligist SV Sandhausen sowie dem Verbandsligisten FC-Astoria Walldorf geplant, um in seiner Heimatregion einen starken Klub aufzubauen, der in die Bundesliga aufsteigen soll. Der Deutsche Fußball-Bund hat die Pläne begrüßt und sein Einverständnis gegeben. Der Klub sollte demnach entweder FC Kurpfalz Heidelberg oder HSW Heidelberg 06 heißen.
SV Sandhausen: Wie Gerd Dais den Verein geprägt hat
Letztlich ist der Zusammenschluss jedoch aufgrund von Vorbehalten des SV Sandhausen gescheitert und für beendet erklärt worden. Im Jahr darauf ist der SVS unter Trainer Gerd Dais in die Regionalliga Süd aufgestiegen.
Dais hat bereits von 1985 bis 1987 für den SVS gespielt. In der Saison 1996/97 hat er als Co-Trainer unter Rüdiger Menges, mit dem er zehn Jahre zuvor noch zusammen gespielt hat, erste Erfahrungen als Trainer bei der Profi-Mannschaft gesammelt. Auch wenn er im Anschluss an diese Spielzeit den Verein wieder verlassen hat, ist der Kontakt nach Sandhausen nie wirklich abgebrochen.
SV Sandhausen: Gerd Dais kehrt als Trainer zurück
Schon in seiner zweiten Saison ist Dais mit Sandhausen der Aufstieg in die Regionalliga-Süd gelungen. Nach einer starken Aufstiegssaison, in der die Badener lange Zeit sogar um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mitgespielt haben, ist den Sandhäusern im Jahr darauf die wichtige Qualifikation für die neu geschaffene und bundesweit ausgelegte 3. Liga gelungen.
Die erste Spielzeit im Profifußball hat der SV Sandhausen auf dem achten Platz beendet. Anfang 2010 folgt nach viereinhalb erfolgreichen Jahren die Trennung von Trainer Dais. In einer durchwachsenen Saison 2010/11 sind dessen Nachfolger Frank Leicht und Pavel Dotchev nach jeweils kurzer Amtszeit wegen Erfolglosigkeit entlassen - und Dais zurückgeholt worden.

Die Schwarz-Weißen haben zum damaligen Zeitpunkt auf dem drittletzten Tabellenplatz gestanden und befanden sich in akuter Abstiegsnot. In den verbliebenen 14 Spielen hat die Dais-Elf eine furiose Serie hingelegt und letztlich relativ souverän die Klasse gehalten.
SV Sandhausen: Aufstieg in die 2. Bundesliga
Am Ende der Saison 2011/2012 hat der SV Sandhausen mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga den bislang größten Erfolg der Vereinsgeschichte gefeiert. In der neuen Saison haben nun nicht mehr Wacker Burghausen oder Chemnitzer FC am Hardtwald gastiert, sondern unter anderem der 1. FC Kaiserslautern, Hertha BSC, 1. FC Köln, TSV 1860 München und Eintracht Braunschweig. Mit dem Aufstieg hat der SVS als kleinster deutscher Profi-Klub über Nacht deutschlandweit Bekanntheit erlangt.

Allerdings haben am Hardtwald jedoch auch einige Maßnahmen und Veränderungen stattgefunden, um die Auflagen der DFL erfüllen zu können. Zum einen ist die Kapazität des Stadions von 10.200 auf 12.100 Zuschauer vergrößert worden, zudem wurde eine Rasenheizung installiert und ein Fernsehturm gebaut.
Trotz der Rolle des Neulings ist der SVS solide in die Saison 2012/13 gestartet. Das erste Tor der Sandhäuser in der 2. Bundesliga hat Simon Tüting am ersten Spieltag im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt geschossen. Der erste Zweitliga-Sieg ist der Mannschaft am 3. Spieltag daheim gegen Union Berlin gelungen.
Im weiteren Verlauf ist es für die Kurpfälzer in ihrer Premieren-Saison in der 2. Bundesliga hingegen nicht ganz so gut gelaufen. Nach einer 2:5-Niederlage in Bochum ist Dais im November 2012 entlassen worden. Dennoch hat der Fußballlehrer das Geschehen am Hardtwald nie aus den Augen verloren. Der Erfolg des SVS ist letztlich sehr eng mit Gerd Dais verknüpft, der mit den Badenern seine größten Erfolge als Trainer gefeiert hat.
SV Sandhausen: Unverhoffter Klassenerhalt in der 2. Bundesliga
Als Nachfolger ist Hans-Jürgen Boysen vorgestellt worden. Obwohl die Kurpfälzer die Saison auf dem vorletzten Platz beendet haben, was den direkten Abstieg in die 3. Liga bedeutet hätte, hat man die Klasse gehalten: Der im Mai 2013 gegenüber dem MSV Duisburg seitens der DFL ausgesprochene Lizenzentzug für die 2. Bundesliga ist durch eine Schiedsgerichtsentscheidung im Juni 2013 rechtskräftig geworden.
Da sich auch Dynamo Dresden als Drittletzter in der Relegation durchgesetzt hat, ist Sandhausen somit auch in der Spielzeit 2013/14 in der 2. Bundesliga angetreten und hat Alois Schwartz als neuen Trainer vorgestellt. Aufgrund des erfolgreichen Klassenerhalts und eines Achtungserfolgs in der Saison 2013/2014 (Tabellenplatz 12 – punktgleich mit dem Tabellenneunten) ist der Vertrag mit Schwartz vor der Saison 2014/2015 um ein Jahr, bis Juni 2016 verlängert worden.
Im Juli 2016 wurde Kenan Kocak als neuer Trainer präsentiert – er ist vom Regionalligisten SV Waldhof Mannheim gekommen und folgte auf Schwartz, der zum 1. FC Nürnberg gewechselt ist. In den folgenden zwei Jahren hat Kocak jeweils den Klassenerhalt mit den Kurpfälzern gefeiert, bevor er im Oktober 2018 nach schlechtem Saisonstart entlassen worden ist. Seitdem wird der SV Sandhausen von Uwe Koschinat trainiert. Zu den bekanntesten Spielern des aktuellen Kaders zählen Dennis Diekmeier und Diego Contento.
SV Sandhausen: Erfolge
Meisterschaft:
- Deutscher Amateurmeister: 1978, 1993
- Deutscher Vize-Amateurmeister: 1977
- Meister Oberliga Baden-Württemberg: 1981, 1985, 1987, 1995, 2000, 2007
- Rang 1 in der Ewigen Tabelle der Fußball-Oberliga Baden-Württemberg
- Qualifikation zur neu eingerichteten 3. Liga: 2008
- Meister 3. Liga und Aufstieg in die 2. Bundesliga
Pokal:
- Badischer Pokalsieger: 1977, 1978, 1979, 1981, 1982, 1983, 1985, 1986, 1995, 2006, 2007, 2010*, 2011
- Viertelfinale des DFB-Pokal 1985/86
- Achtelfinale des DFB-Pokal 2013/14 und 2016/17
*SV Sandhausen II
SV Sandhausen: Trainer seit 1977
- Klaus Sinn (Juli 1977 bis Juni 1979)
- Slobodan Jovanić (Juli 1983 bis Juni 1987)
- Stephan Groß (Juli 1989 bis Juni 1992)
- Hans-Jürgen Boysen (Juli 1991 Juni 1994)
- Hans-Jürgen Boysen (Juli 1994 bis Juni 1996)
- Willi Entenmann (Juli 2002 bis Oktober 2002)
- Günter Sebert (Juli 2004 bis August 2005)
- Gerd Dais (September 2005 bis Februar 2010)
- Frank Leicht (Februar 2010 bis September 2010)
- Pavel Dotchev (September 2010 bis Februar 2011)
- Gerd Dais (Februar 2011 bis November 2012)
- Hans-Jürgen Boysen (November 2012 bis Juni 2013)
- Alois Schwartz (Juli 2013 bis Juni 2016)
- Kenan Kocak (Juli 2016 bis Oktober 2018)
- Uwe Koschinat (seit Oktober 2018)
SV Sandhausen: Kader in der Saison 2019/20
Der Kader des SV Sandhausen in der Saison 2019/20 in der Übersicht:
Torhüter:
Name |
Martin Fraisl |
Rick Wulle |
Philipp Heerwagen |
Abwehrspieler:
Name |
Alexander Zhirov |
Jesper Verlaat |
Dennis Diekmeier |
Leart Paqarada |
Gerrit Nauber |
Markus Karl |
Philipp Klingmann |
Sören Diekmann |
Roman Hauk |
Mittelfeldspieler:
Name |
Marlon Frey |
Denis Linsmayer |
Philip Türpitz |
Erik Zenga |
Emanuel Taffertshofer |
Enrique Pena Zauner |
Besar Halimi |
Robin Scheu |
Ivan Paurevic |
Stefan Kulovits |
Stürmer:
Name |
Mario Engels |
Rurik Gislason |
Julius Biada |
Aziz Bouhaddouz |
Kevin Behrens |
SV Sandhausen: Zweite Mannschaft
Die zweite Mannschaft des SV Sandhausen ist in das Nachwuchsleistungszentrum integriert und bildet als U23-Mannschaft mit Amateurstatus den Übergang vom Leistungsbereich (U16 bis U19) zur Profimannschaft. Seit 2003 ist die Mannschaft überwiegend in der sechstklassigen Verbandsliga Nordbaden sowie in der Landesliga Rhein-Neckar (7. Liga) aktiv gewesen. Zwischen der Spielzeit 2015/16 und 2017/18 ist die U23 der Oberliga Baden-Württemberg zugehörig gewesen, in die sie nach dem Abstieg im Frühjahr 2019 erneut aufsteigen ist.
Trainiert wurde zweite Mannschaft des SV Sandhausen zwischen 2013 und 2019 vom ehemaligen SVS-Profi Kristjan Glibo, der in der Folge von Frank Löning, der selbst 112 Ligaspiele für den SVS absolviert hat, abgelöst worden ist.
mab