1. Mannheim24
  2. Region

Nachfolger des 9-Euro-Tickets vom VRN – alle Infos zum 49-Euro-Projekt

Erstellt:

Von: Madlen Trefzer

Kommentare

Mannheim/Heidelberg/Ludwigshafen - Das 9-Euro-Ticket ist Geschichte. Die einen erinnern sich voll Nostalgie daran, die anderen voll Horror. Doch nun soll ein neues Ticket die Bahngleise erobern – das 49-Euro-Ticket.

Ein Nachfolger des 9-Euro-Tickets soll bald kommen. Zunächst einmal wird jedoch Bilanz gezogen und genauer geschaut, was der Bund und auch die Länder aus der vergünstigten Sommer-Fahrkarte gelernt haben. Im Mediengespräch am Mittwoch (12. Oktober) zieht Christian Specht (Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim) ein hartes Fazit: „Für die Verkehrswende hat das Ticket nichts gebracht.“

Ziel verfehlt: Nach drei Monaten 9-Euro-Ticket steigt fast niemand auf ÖPNV um

Doch es gab auch gute Seiten des 9-Euro-Tickets – so zum Beispiel seine Benutzerfreundlichkeit. Reisende mussten sich nicht mehr mit Zonen und Strecken und die dafür gültigen Tarife auseinandersetzen, sondern konnten einfach losfahren. Natürlich war mit der vergünstigten Fahrkarte eine gewisse Entlastung der privaten Haushalte geschaffen. Doch eines der wichtigsten Ziele war es eben auch, für den ÖPNV zu werben und damit einen Umstieg vom Autofahren anzukurbeln.

Das Ist-Ergebnis ist jedoch mehr als ernüchternd. „Anstatt dass wir Neukunden dazu gewonnen haben, sind dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) 8.500 Kunden abhanden gekommen“, verkündet Specht. „Pendler zwischen Heidelberg und Mannheim sind nicht auf ÖPNV umgestiegen“, hält Volkhard Malik, VRN-Geschäftsführer fest. Ganz zu schweigen vom 50 Millionen Verlust, den der VRN im Zuge des 9-Euro-Tickets gemacht hat. Über ähnliche Erfahrungen sollen laut Mail auch zahlreiche andere Verkehrsverbunde geklagt haben. 

Das größte Problem, das das 9-Euro-Ticket mit sich brachte, darf nicht wiederholt werden

Zum größten Problem gehörte während der 9-Euro-Ticket-Monate der dauerhafte Einsatz von Fahrzeugen. „Wir hatten nicht nur eine Überlastung des Personals, sondern auch die des Materials“, beklagt Specht. „Alles, was rollen kann, wurde auf die Bahnen gesetzt.“ Dies führe dazu, das kleinere Reparaturarbeiten aufgeschoben wurden, damit die Bahnen am nächsten Tag gleich wieder fahren konnten.

Viele Züge gleich fallen nach der 9-Euro-Ticket-Ära – oder wie Specht dazu sagt: „dem 2,5-Milliarden-Euro-Experiment“ – wegen Reparaturarbeiten aus. „Was bringt das, wenn man nach drei Monaten alles warten lassen muss und dadurch meine Stammkundschaft mit Zugausfällen verärgere?“, fragt Christian Specht rhetorisch. Doch er lobt auch die Umsetzung des Ganzen: „Respekt! Das System ist nicht zusammengebrochen.“ 

Gleichzeitig Infrastruktur ausbauen und eine Vergünstigung der Fahrkarte ermöglichen – das wäre sinnvoll

Aus diesen Komplikationen habe man gelernt und würde das Gelernte auch auf den Nachfolger des 9-Euro-Tickets übertragen. Es geht um das verbundweit gültige 49-Euro-Ticket. Die Gelder, die den Verkehrsverbünden zur Verfügung stünden, wolle man gleichzeitig in den Ausbau der Infrastruktur und die Vergünstigung des Ticketpreises investieren. Die Regeln seien jedoch vom Bund vorgegeben. So gibt es für sozial Benachteiligte zum Beispiel keine weiteren Rabatte. Heidelberg hat da ein eigenes Ding am Laufen: das 3-Euro-Ticket.

49 Euro kostet das Ticket auch nur dann, wenn man das 12-Monate-Abo abschließt. Ansonsten 69 Euro pro Monat. Diese Zahlen wurden bislang vom Bund kolportiert, jedoch nicht offiziell beschlossen. Es könnte sich gegebenenfalls also noch etwas ändern. Specht erinnert an die Infrastruktur von Wien. Das Bahnfahren sei dort so attraktiv, dass es viele zum Umstieg vom Auto motivieren konnte. Dies sei auch das langfristige Ziel des VRN.

Wann kommt der 40 Euro teurere Nachfolger des 9-Euro-Tickets?

Zwar soll das Ticket laut Bund bereits am 1. Januar 2023 in Umlauf sein, Specht und Malik sehen dies jedoch skeptisch – aus Erfahrung rechnen sie mit dem 1. März oder gar dem 1. April des kommenden Jahres. Denn diesmal wollen Sie auf den Fahrgast-Ansturm vorbereitet sein, sowohl mit Personal als auch mit Material. (mad)

Auch interessant

Kommentare