Willkommen, Flussgrundel! Neue Fisch-Art im Rhein entdeckt
Baden-Württemberg - Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat eine neue Fischart im Rhein zwischen Mannheim und Karlsruhe nachgewiesen. Alle Infos zur Flussgrundel:
Jetzt ist der bis zu 20 Zentimeter lange Fisch also auch im baden-württembergischen Rhein angekommen. Die Rede ist von der Flussgrundel, der somit vierten Grundelart im Rheinabschnitt zwischen Mannheim und Karlsruhe.
Fluss | Rhein |
Quelle | Tavetsch (Schweiz) |
Länge | 1.232,7 km |
Mündung | Nordsee |
Baden-Württemberg: Fischereibehörde findet vierte Grundelart in Rhein
Eigentlich hatten die Mitarbeiter der Fischereibehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe diese Fischart bereits erwartet. Denn im Rhein nördlich des Mains ist die Flussgrundel schon seit 2008 bekannt. Damals wurde sie erstmals im Duisburger Hafen nachgewiesen. Ein Jahr später folgte der Nachweis im niederländischen Rheinsystem, dem Fluss Waal.
Im Niederrhein ist die Flussgrundel in geeigneten Habitaten heute häufig vertreten. Es hat nun mehr als zehn Jahre gedauert, bis die Flussgrundel den Oberrhein von Baden-Württemberg erreicht hat.

Zwischen Mannheim und Karlsruhe tummelt sich neue Fisch-Art im Rhein
Bei einer Fischbestandserhebung am Rhein im Jahr 2021 hatte die Fischereibehörde nicht wie mittlerweile üblich nur massenhaft Schwarzmundgrundeln in ihren Keschern, sondern zusätzlich die für den Oberrhein im Regierungsbezirk Karlsruhe bislang noch unbekannte Flussgrundel.
Auf die eine folgten weitere, so dass am Ende der Befischung insgesamt sechs Flussgrundeln an zwei unterschiedlichen Standorten bei Ketsch nachgewiesen wurden. Das Vorkommen konnte in diesem Frühjahr mit einer größeren Anzahl an Flussgrundeln und natürlicher Vermehrung bestätigt werden. Damit ist eine neue Fischart bei uns angekommen.
Neue Fisch-Art im Rhein entdeckt – das ist die Flussgrundel
Die Flussgrundel (Neogobius fluviatilis) kommt sowohl im Süßwasser, als auch im Salz- und Brackwasser vor. Ursprünglich stammt die Flussgrundel aus der pontokaspischen Region, also aus Gewässern zwischen Schwarzem und Kaspischen Meer. Wie auch die anderen in Baden-Württemberg invasiven Grundelarten, hat sich die Flussgrundel in Mitteleuropa bereits stark ausgebreitet.
Dabei sind Frachtschiffe, die aus der Donau über den Rhein-Main-Donau-Kanal in den Rhein kommen, die Hauptausbreitungsgründe. Grundeln legen an den Schiffskörpern ihre klebrigen Eier in Gelegen ab. So verwundert es nicht, dass Erstnachweise von Grundelarten überwiegend in Häfen festgestellt werden.

Neue Fisch-Art im Rhein: Das fressen Flussgrundeln
Die Flussgrundel ist unter den in Baden-Württemberg vorkommenden Grundelarten die schlankste Art. Sie hat eine relativ spitze Schnauze, keinen schwarzen Fleck auf der Rückenflosse und verfügt im Vergleich zudem über auffallend hell gefärbte Bauchflossen. Flussgrundeln erreichen die Geschlechtsreife mit einem Alter von etwa zwei Jahren. Die Weibchen legen ihre Eier in den Monaten April bis Juli an Hartstrukturen wie Holz und Steinen ab.
Die Männchen, die die Eier bewachen, sind zur Laichzeit auffallend schwarz gefärbt. Flussgrundeln halten sich vorzugsweise auf sandigen Abschnitten auf, in denen sie sich tagsüber eingraben und Schutz finden können. Die Flussgrundel besiedelt demnach nicht bevorzugt die Blocksteinschüttungen der Rheinufer, wie andere Grundelarten. Flussgrundeln sind Allesfresser. Die bevorzugte Nahrung sind jedoch kleine Schnecken und Krebse und auch kleine Fische. Zum Ärger der Angler gehen sie sofort auf fast jeden Köder der angeboten wird. Daher ist eine Angelfischerei auf die erhofften Zielarten oft kaum möglich.
Rhein: Sind Flussgrundeln eine Gefahr für Steinbeißer?
Eine weitere Ausbreitung der Flussgrundel rheinaufwärts in Richtung Schweiz ist, wie bei allen bisherigen invasiven Grundelarten, sehr wahrscheinlich. Allerdings scheint die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Flussgrundel gegen die Strömung des Rheins geringer zu sein als bei der Schwarzmundgrundel. Die Dominanz der durchsetzungsfähigen Schwarzmundgrundel könnte die Ausbreitung und Bestandsentwicklung der Flussgrundel zusätzlich bremsen.
Die Ergebnisse der Fischereibehörde weisen auch darauf hin, dass die Flussgrundel die gleichen sandigen Gewässerbereiche bevorzugt wie der artenschutzrechtlich geschützte Steinbeißer. Ein negativer Einfluss der neuen Grundelart auf den Steinbeißer ist dennoch wenig wahrscheinlich.
Regierungsbezirk Karlsruhe: Haben Flussgrundeln negative Folgen für den Rhein?
Der Steinbeisser hat die Invasion der Schwarzmundgrundel überstanden und nicht an Bestandsdichte eingebüßt. Ein Einfluss der weniger häufigen und weniger aggressiven Flussgrundel auf den wehrhaften Steinbeisser ist daher nicht zu erwarten. Dennoch werden die jeweiligen Bestandsentwicklungen weiterverfolgt.
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Derzeit beschränken sich die Fänge der Flussgrundel im Regierungsbezirk Karlsruhe noch auf Einzelnachweise in Seitengewässern des Rheins. Ob und welche Auswirkungen diese neue Art langfristig auf die Fischgemeinschaften im Rhein und seinen Zuflüssen haben wird, ist gegenwärtig nicht abzusehen. Wegen der großen Dominanz der Schwarzmundgrundel ist die Massenentwicklung einer weiteren Grundelart infolge von Konkurrenz zumindest deutlich erschwert. (PM/pek)