„Sie trägt Kleidung – keine Schuld!“ Was hinter Ausstellung im Darmstädter Hof steckt
Heidelberg - Im Darmstädter Hof Centrum wird die ehemalige Vitrine des Schuhgeschäftes Görtz vom Frauennotruf Heidelberg dazu genutzt, um auf sexuelle Gewalt aufmerksam zu machen.
Hast Du Dich in letzter Zeit auch gefragt, warum das ehemalige Görtz Schaufenster Im Darmstädter Hof Centrum mit Kleidern und Plakaten ausgestattet ist? Hier zeigt der Frauennotruf Heidelberg Dinge, über die Leute nicht gerne sprechen. Denn hinter jedem Outfit steckt folgende Message: „Ich trage mein Lieblingsoutfit – er trägt die Schuld!“ Mit diesen Worten stellt sich der Frauennotruf gegen sexuelle Gewalt an Frauen und Mädchen.
Frauennotruf Heidelberg – für alle Frauen und Mädchen, die über sexualisierte Gewalt sprechen wollen
„Zu uns in die Beratungsstelle kommen Frauen und Mädchen ab 14 Jahren“, sagt Enya Wolf, Psychologin beim Frauennotruf in Heidelberg. Mit diesem Angebot sollen Frauen einen sicheren Raum bekommen, um über sexualisierte Gewalt zu sprechen – ganz egal, wie lange die Vorfälle zurück liegen. Einige Frauen würden sich auch erstmals mit den sexuellen Übergriffen in ihrer Kindheit auseinandersetzen.
Als Unterstützungspersonen sind auch Männer beim Frauennotruf willkommen, sich beraten zu lassen. Oftmals fühlen sich Brüder, Partner und Väter machtlos in Situationen, wenn ihre Schwestern, Partnerinnen oder Töchter sexualisierte Gewalt erleben. Machtlosigkeit das Gefühl, das die meisten Frauen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, kennen. Leider ist unsere Gesellschaft in dieser Hinsicht noch so taktlos, dass es häufig zu „victim blaming“ kommt.

„Unterwäsche ist keine Einladung – ebensowenig wie ein Wintermantel“ – so der Frauennotruf Heidelberg
Worte wie: „Warum gehst Du auch nachts raus?“, „Kein Wunder, Du standest ja auch unter Alkoholeinfluss“, „Mit dem Outfit hast Du es nicht anders verdient“ und viele andere verletzende Aussagen müssen Frauen über sich ergehen lassen, wenn schon den Mut finden, über das zu sprechen, was ihnen widerfahren ist. Carolin Glade-Beucke vom Frauennotruf Heidelberg stellt klar: „Unterwäsche ist keine Einladung – ebensowenig wie ein Wintermantel.“
Nur etwa 47 Prozent der Frauen, die schwere sexualisierte Gewalt erlebt haben, sprechen mit jemandem darüber. „Wenn eine Frau oder ein Mädchen darüber reden will, ist sie bei uns herzlich willkommen - egal, wie lange es her ist“, so Wolf. Sexualisierte Gewalt sei ein weites Spektrum – Belästigung, Nötigung und letztlich Vergewaltigung gehören dazu. „Catcalling“ zähle in Deutschland juristisch nicht zu Belästigung und wird deshalb nicht strafrechtlich verfolgt.
Frauennotruf in Heidelberg – dieses Angebot können Frauen und Mädchen nutzen
Doch wenn Dir hinterhergerufen wird, welche Attribute Deines Körpers auf fremde Männer erregend wirken, fühlt sich ganz nach Belästigung an – vielleicht kennst Du das sogar selbst. „Die Mehrheit der Frauen und Mädchen in Deutschland hat schonmal sexuelle Belästigung erlebt, viele mehrfach“, offenbart Wolf. Und da in diesem Gebiet Redebedarf besteht, unterstützt der Frauennotruf auch gegen sexuelle Belästigung, zum Beispiel beim Arbeitsplatz.
Auch an Schulen macht der Frauennotruf Heidelberg Workshops, um Mädchen über sexualisierte Gewalt aufzuklären und sie in ihren Handlungsmöglichkeiten zu bestärken und diese zu erweitern. Mädchen und Frauen müssen schließlich ihre Rechte und Möglichkeiten kennen – „Ob in unserer Fachberatungsstelle, in einer Therapie oder im Gespräch mit einer Freundin - Betroffene müssen damit nicht alleine bleiben“, erklärt Enya Wolf.
Das Team des Frauennotrufs Heidelberg steht bei Fragen immer zur Verfügung
Allen Frauen im Team des Frauennotrufs Heidelberg liegt das Thema, das gesellschaftlich kein Tabu mehr sein darf, am Herzen. Wir stellen fest, dass sie nicht nur ihre Hilfe anbieten, sondern auch mit Leidenschaft an einer Veränderung arbeiten. Dabei sei Aufklärung der erste Schritt. Erreichbar ist der Frauennotruf Heidelberg unter 06221-183 643 oder www.frauennotruf-heidelberg.de. Es scheint sich was zu tun – viele Organisationen sagen sexualisierter Gewalt gegen Frauen den Kampf an – so auch Amalie in Mannheim, die Frauen in der Prostitution betreut. (mad)