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Merkels Unterstützer und Gegner: Von diesen Politikern hängt ihre Zukunft ab

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Jens Spahn (rechts) und Andreas Scheuer (links) gelten als Merkels größte Kritiker.
Jens Spahn (rechts) und Andreas Scheuer (links) gelten als Merkels größte Kritiker. © dpa / Michael Kappeler

Durch die Abwahl Volker Kauders verliert die Bundeskanzlerin Angela Merkel einen wichtigen Verbündeten. Wer steht eigentlich noch hinter der Kanzlerin? Und wer sind ihre Gegner?

München - Einer weniger: Volker Kauder galt als wichtiger Vertrauter Angela Merkels im Bundestag. Nachdem der 69-jährige Nordbadener am Dienstag als Fraktionsvorsitzender der Unions-Fraktion abgewählt wurde, stehen der Bundeskanzlerin stürmische Zeiten bevor. Soviel ist klar: Je weniger Unterstützer sie in einflussreichen Positionen hat, desto schwieriger wird es für Merkel, sich an der Macht zu halten. Wer steht eigentlich noch bedingungslos hinter der Kanzlerin? Und wer würde sie am liebsten absägen? Ein Überblick über Freund und Feind:

Merkels Unterstützer

Annegret Kramp-Karrenbauer: Wenn es um die Nachfolge Angela Merkels geht, wird neben Jens Spahn kein Name so häufig genannt, wie ihrer: Annegret Kramp-Karrenbauer. Im Gegensatz zu Spahn, der offen die Politik der Bundeskanzlerin kritisiert, gilt sie aber als besondere Merkel-Vertraute. Wahrscheinlich ist das ihr großer Vorteil, wenn sich der Wind aber dreht, könnte das auch zum Nachteil werden.

Annegret Kramp-Karrenbauer mit Angela Merkel im Bundestag.
Annegret Kramp-Karrenbauer mit Angela Merkel im Bundestag. © dpa / Bernd von Jutrczenka

Merkel machte die damalige Ministerpräsidentin des Saarlandes letztes Jahr zur Generalsekretärin der CDU - der Posten, den auch ihr großes Vorbild Heiner Geißler innehatte. Anders als Geißler, der versuchte, Kanzler Helmut Kohl zu stürzen, muss Merkel wahrscheinlich keine Angst vor Kramp-Karrenbauer haben - ihr Verhältnis gilt als sehr harmonisch. Und vielleicht hofft die 56-Jährige auf eine weiche Übergabe der Kanzlerschaft.

Peter Altmaier: Einer der ältesten Vertrauten der Kanzlerin ist Peter Altmeier. Bevor er 2017 zum Wirtschaftsminister ernannt wurde, war er Chef in Merkels Kanzleramt.

Angela Merkel und Peter Altmaier während einer Kabinettssitzung 2017.
Angela Merkel und Peter Altmaier während einer Kabinettssitzung 2017. © AFP / JOHN MACDOUGALL

Überhaupt hatte der 60-Jährige seit Merkels Amtsantritt 2005 immer wichtige Funktionen inne. Und gerade in Talkshows tritt Altmaier oft als bedingungsloser Verteidiger der Merkel‘schen Politik vor die Öffentlichkeit.

Armin Laschet: Der Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens äußert sich häufig zur Bundespolitik - und die Stoßrichtung ist meist klar: Gegen die Spitzen von Innenminister Horst Seehofer, für die Politik der Bundeskanzlerin.

Armin Laschet und Angela Merkel nach Laschets Wahlerfolg in NRW 2017.
Armin Laschet und Angela Merkel nach Laschets Wahlerfolg in NRW 2017. © AFP / TOBIAS SCHWARZ

Auch bei der Wahl des Fraktionsvorsitzes sprach er sich für den Merkel-Vertrauten Volker Kauder aus.

Daniel Günther: Ein weiterer Ministerpräsident, der der Bundeskanzlerin als durchaus wohlgesonnen gilt: Daniel Günther, Landesvater in Schleswig-Holstein.

Angela Merkel und Daniel Günther bei einer Wahlkampfveranstaltung in Schleswig-Holstein (2017).
Angela Merkel und Daniel Günther bei einer Wahlkampfveranstaltung in Schleswig-Holstein (2017). © dpa / Carsten Rehder

Der 45 Jahre junge Günther ist im linken Flügel der Union beheimatet, zog sogar jüngst eine Koalition mit der Linkspartei in Erwägung. Als der Konflikt um Merkels Flüchtlingspolitik in der Union ausbrach, unterstützte er von Anfang an Merkel: „Ich stehe da deutlich auf Merkels Seite", sagte er - und warf der CSU vor, sie rücke zu weit nach rechts.

Eva Christiansen: Sie ist wohl der unbekannteste Name in der Liste der Merkel-Vertrauten - und gleichzeitig vielleicht Merkels wichtigste Stütze. Eva Christiansen ist eigentlich „nur“ Abteilungsleiterin im Bundeskanzleramt (für Digitalpolitik). Gleichzeitig kennt wahrscheinlich fast niemand Angela Merkel so gut wie sie.

Eva Christiansen und Angela Merkel während der Koalitionsverhandlungen 2017.
Eva Christiansen und Angela Merkel während der Koalitionsverhandlungen 2017. © picture alliance / dpa / Hannibal Hanschke

Seit 1998 arbeitet sie mit der heutigen Kanzlerin hinter den Kulissen eng zusammen. Sie war Pressesprecherin, koordiniert heute ihre Auftritte - und sie ist jemand, deren Rat Merkel immer auch Gehör schenkt.

Die Gegner der Bundeskanzlerin

Die Antagonisten aus Bayern - Horst Seehofer, Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer:

Die CSU-Granden im Bundeskabinett wirken wie eine Opposition in der Regierung  - zumindest wenn es um Dauerthema Asyl geht. Ob Obergrenze, Ankerzentren oder Sammelabschiebungen - insbesondere Seehofer machte als Innenminister da weiter, wo er als Ministerpräsident Bayerns aufgehört hatte: als Gegenspieler Angela Merkels.

Andreas Scheuer, Horst Seehofer und Alexander Dobrindt (von links) nach der Bundestagswahl 2017.
Andreas Scheuer, Horst Seehofer und Alexander Dobrindt (von links) nach der Bundestagswahl 2017. © AFP / TOBIAS SCHWARZ

Seit der Causa Maaßen ist Seehofer aber geschwächt - ob er nach der Landtagswahl in Bayern sein Amt als CSU-Chef behalten kann, ist fraglich. Sicher ist aber auch: Mit Scheuer, Dobrindt oder auch Markus Söder gibt es weiterhin genügend Merkel-Kritiker in der CSU. Besonders Dobrindt signalisierte immer wieder, dass die Union einen Richtungswechsel einlegen müsse. So forderte er Anfang 2018 eine „Konservative Revolution“.

Jens Spahn: Er gilt als einer der größten Kritiker der Kanzlerin - und als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für ihre Nachfolge: Jens Spahn. Den ersten Stich gegen Angela Merkel setzte der Westfale mit dem Buch Ins Offene im November 2015. Da kritisierte er die umstrittene Entscheidung Merkels, Flüchtlinge aus Ungarn nach Deutschland einreisen zu lassen.

Jens Spahn fordert Angela Merkel heraus.
Jens Spahn fordert Angela Merkel heraus. © dpa / Fabian Sommer

Anschließend wandte er sich besonders in Talkshows immer wieder gegen die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin. Spahn wird das Kanzleramt zugetraut, gegenüber Annegret Kramp-Karrenbauer werden seine Chancen aber eher gering eingeschätzt - gerade wegen seiner kontroversen Stellung in der Partei als Kritiker Merkels.

Ralph Brinkhaus: Dass Volker Kauder als Fraktionsvorsitzender abgewählt wurde, das tut der Kanzlerin weh. Doch steckt in der Personalie Brinkhaus sicher keine Radikalopposition zu Angela Merkel.

Ralph Brinkhaus nach seinem Wahlsieg.
Ralph Brinkhaus nach seinem Wahlsieg. © dpa / Fabian Sommer

Er gilt zwar als Vertrauter Jens Spahns und ist eher konservativ - gleichzeitig ist er aber nie als rhetorischer Polterer aufgefallen und trat als Merkel-Kritiker nie wirklich öffentlich in Erscheinung. Entsprechend moderat gab er sich auch nach seiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden: Er wolle mit Merkel „eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten“.

Michael Kretschmer: Der Ministerpräsident Sachsens widersprach Angela Merkel Einschätzung, es habe bei den Ausschreitungen in Chemnitz „Hetzjagden“ gegen ausländisch aussehende Menschen gegeben: „Keine Hetzjagden, keine Pogrome.“ So deutlich hatte sich später nur Hans-Georg Maaßen gegen die Regierungschefin gewandt - wie das ausging, ist bekannt.

Michael Kretschmer während der Lausitzkonferenz 2018
Michael Kretschmer während der Lausitzkonferenz 2018 © dpa / Bernd Settnik

Ansonsten zeigte sich Kretschmer auch schon während seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter als eher konservative Kraft, initiierte mit anderen Unionspolitikern den „Aufruf zu einer Leit- und Rahmenkultur“.

Carsten Linnemann: Der 41-jährige Carsten Linnemann gehört zu den Nachwuchshoffnungen der Union. Er ist Wirtschaftsexperte und führt die Mittelstandsvereinigung der Partei an.

Wirtschaftsexperte Carsten Linnemann.
Wirtschaftsexperte Carsten Linnemann. © dpa / Michael Kappeler

Linnemann kritisiert vor allem die Europapolitik der Bundeskanzlerin: Besonders eine Vergemeinschaftung von Schulden fürchten er und seine Anhänger.

Alexander Mitsch: Alexander Mitsch ist der vielleicht unbekannteste Name in der Liste - und doch ist er einflussreich. Er führt einen Verbund von mehreren tausend Unionspolitikern an, die sich gegen den Kurs der Partei unter Merkel stellen: Die „Werteunion“.

Alexander Mitsch ist Vorsitzender der "WerteUnion".
Alexander Mitsch ist Vorsitzender der "WerteUnion". © picture alliance / Uwe Anspach/d / Uwe Anspach

Mitsch will mit der „Werteunion“ konservative Überzeugungen in der christdemokratischen Partei stärken. Offensiv fordert er den Rücktritt Merkels: „Der Parteivorsitz sollte in jüngere Hände abgegeben werden und zwar möglichst schnell. Die Kanzlerin sollte den Weg frei machen.“

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