AfD-Gast setzt bei Markus Lanz zu großem Rundumschlag an - dann grätscht der Moderator dazwischen

Bei der Polit-Talk-Show von Markus Lanz im ZDF ging es diesmal um einen möglichen russischen Einfluss auf die AfD. Ein Parteivertreter ging dabei verbal in die Vollen.
Hamburg - Markus Lanz nahm sich in seiner ZDF-Talk-Show an diesem Mittwoch wieder eines sehr aktuellen und interessanten Themas an: Es ging um die Vorwürfe, die gegen den AfD-Politiker Markus Frohnmaier erhoben werden. Dieser soll von Russland instrumentalisiert werden, um die deutsche Politik zu beeinflussen. Sowohl die Journalisten-Seite, die die Verbindungen Frohnmaiers nach Russland recherchiert hatte, als auch die AfD-Seite sollte zu Wort kommen. Dass es dabei hitzig wurde, war bei diesem Thema bereits im Vorfeld fast sicher.
Auf den Stühlen im Lanz-Studio waren am Mittwochabend auch Melanie Amann, die als Journalistin beim Spiegel an der Story Frohnmaier gearbeitet hatte und AfD-Mann Nicolaus Fest - seines Zeichens ehemaliger stellvertretender Chefredakteur der Bild am Sonntag - Platz. Ziel des Moderators Lanz war es also, den Fall von beiden Seiten zu beleuchten. Schade nur, dass Herr Frohnmaier nicht selbst vor Ort war. Aber: Die AfD-Vertretung in Person von Fest ließ es ebenfalls ordentlich krachen.
Lanz fragt Amann: Ist an den Frohnmaier-Vorwürfen was dran?
Zunächst ließ Lanz die Spiegel-Journalistin Amann zu Wort kommen und ging sofort in die Vollen: „Ist an diesen Vorwürfen etwas dran“, lautete die direkte Frage des Moderators. Amann erwidert: Ja, die Vorwürfe seien sorgfältig geprüft worden und definitiv nicht aus der Luft gegriffen. Dann holt sie aus: Sie und ihr Team hätten bereits vor der letzten Bundestagswahl ein erstes Dokument gefunden, dass eine Verbindung von Frohnmaier zu Russland zeigt. Allerdings sei man erst viel später an die Öffentlichkeit gegangen, um den Fall gründlich zu recherchieren.
Dabei habe sich für die Journalisten das Bild gezeichnet, dass Russland versuche über die AfD und andere rechte Parteien Einfluss auf die Politik anderer Länder und im speziellen Deutschland zu nehmen. Der AfD-Mann Frohnmaier werde auf russischer Seite als Teil dieser breit angelegten Kampagne genannt und sogar als „absolut unter Kontrolle stehender Abgeordneter“ bezeichnet, wenn man ihn im Bundestagswahlkampf unterstütze. Für Amann eine „sehr brisante Enthüllung“ und wie beiläufig die AfD mit den Vorwürfen umgehe „spricht Bände“, so die Journalistin.
Fest bei Lanz: „idiotische Verschwörungstheorie“
Dann fragt Lanz den AfD-Mann Fest, wie in der Partei über die Vorwürfe gedacht und diskutiert werde. Fest holt weit aus, sehr weit, und geht zunächst auf einen anderen Artikel in derselben Spiegel-Ausgabe der Enthüllung ein. Schließlich nennt er den Bericht aber eine „idiotische Verschwörungsgeschichte“.
Dann stellt Fest Lanz, mit dem Vorwort: „Wissen Sie, ich mag sie ja gerne“, die provokante Gegenfrage: „Nehmen Sie eigentlich ihre Gäste hier ernst? Kriegen sie noch irgendwie mit, was in der Medienszene passiert?“ Dann will Fest einen Vortrag über den Glaubwürdigkeitsverlust der Presse eingehen. Doch Lanz grätscht dazwischen: „Darf ich ihnen antworten“, fragt er, „ich würde ihnen gerne antworten - ich nehme meine Gäste extrem ernst“. Dann die fast logische Gegenfrage, an welchem Punkt Fest das Gefühl habe, nicht ernst genommen zu werden. Fest berichtigt sich: Er meinte die Zuschauer nicht die Gäste. Damit ist Lanz offenbar vorerst beschwichtigt.
Fest legt bei Lanz so richtig los: „Claudia - Deutschland, du mieses Stück sch*** - Roth“
Dann legt Fest aber erst so richtig los. Frau Amann tritt seiner Meinung nach völlig zu Unrecht als Expertin in der Sache auf, schließlich gab es in der Vergangenheit andere Journalisten, die nicht fehlerfrei gearbeitet hätten (Stichwort Relotius). Dass seine Sitznachbarin Amann nicht Teil seiner Liste ist, scheint Fest nicht zu interessieren. Er poltert weiter: Man könne auch Sebastian Edathy als Experten für Kinderschutz einstellen oder „Claudia - Deutschland, du mieses Stück sch*** - Roth für...“. Dann unterbricht Lanz Fest. Als Zuschauer mag man sagen leider, man hätte diesen Satz gerne zu Ende gehört. Lanz sagt deutlich über Fests Argumentationslinie: „Nein, das ist nicht in Ordnung“.
Dann kontert Amann den persönlichen Angriff - und wird ebenfalls persönlich. Es sei verwunderlich, dass Fest, der über Jahrzehnte in den Chef-Etagen des Journalismus unterwegs war, nun, nachdem er dort nicht mehr ist, auf einmal alternativ und gegen jede Presse-Fähigkeit wettere.
Lanz hakt nach: „Habe eine andere Frage gestellt“
Fest schlägt wieder zurück und er und Amann liefern sich weiter ein leidenschaftliches Wortgefecht, bis Lanz wieder einschreitet: „Herr Fest, ich habe ihnen aber eine andere Frage gestellt und sie haben nun eine Menge Haken geschlagen, um diese Frage nicht beantworten zu müssen.“ Fest ruft dazwischen: „Nein, ich kann das nicht beurteilen“. Dann präzisiert Lanz und fragt, wie die AfD denn nun intern mit dem Fall Frohnmaier umgehe.
Dann meint Fest schließlich doch, dass die Partei dies aufarbeiten müsse, weist aber auch darauf hin, dass es der normale Job einer jeden Botschaft sei, Kontakte aufzubauen. Der Zuschauer bleibt etwas ratlos zurück, wie genau die AfD nun der Sache nachgehen wird. Das muss sich wohl erst noch zeigen.
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rjs