Trump wollte May den Brexit erklären: „Aber sie hat nicht gehört“

US-Präsident Donald Trump hat damit gedroht, ein mögliches Handelsabkommen mit Großbritannien Platzen zu lassen, sollte der Brexit-Plan von Premierministerin Theresa May umgesetzt werden.
London - In diesem Fall "würden wir es mit der Europäischen Union zu tun haben, statt mit dem Vereinigten Königreich", sagte Trump in einem Interview mit der Zeitung "The Sun" (Freitag). Das würde ein bilaterales Abkommen zwischen den Washington und London "wahrscheinlich töten".
May strebt nach dem Austritt ihres Landes weiterhin enge wirtschaftliche und regulatorische Bindungen an die EU an. Einen harten Schnitt will sie vermeiden. Außenminister Boris Johnson und Brexit-Minister David Davis waren aus Protest gegen diesen Kurs zurückgetreten. Trump zeigte sich im "Sun"-Interview enttäuscht von Johnsons Rücktritt und sagte, Mays Widersacher würde "einen großartigen Premierminister" abgeben.
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Trump erklärte weiter, er hätte den Brexit anders gestaltet. "Ich habe Theresa May sogar gesagt, wie sie es machen soll", aber "sie hat nicht auf mich gehört".
Handelsabkommen zentrales Thema
Der US-Präsident war am Donnerstag vom Brüsseler Nato-Gipfel kommend mit Ehefrau Melania zu einem viertägigen Besuch Großbritannien eingetroffen. Am Abend empfing May das Paar zu einem formellen Abendessen mit Wirtschaftsvertretern im Blenheim-Palast nahe Oxford. Am Freitag sind dann Gespräche auf dem Landsitz Chequers der Premierministerin geplant. (Der Nato-Gipfel zum Nachlesen im Ticker)
Im Mittelpunkt von Trumps Antrittsbesuchs soll ein Handelsabkommen stehen, das nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU den Handel mit den USA ankurbeln soll. May strebe ein "ehrgeiziges Abkommen" an, sagte eine britische Regierungssprecherin. Auch Trump wolle "so schnell wie möglich" ein bilaterales Handelsabkommen, sagte der US-Botschafter in London, Woody Johnson.
May kontert Trump
Trump hatte bereits am Donnerstag in Brüssel Kritik an Mays Brexit-Politik geäußert. Er sei sich nicht sicher, ob die Pläne der Premierministerin dem Votum der Briten beim Referendum vor zwei Jahren gerecht würden. May hatte daraufhin gekontert: "Wir setzen das Votum des britischen Volkes um."
In London demonstrierten am Abend mehrere hundert Menschen gegen den Besuch Trumps. "Donald Trump ist nicht willkommen", skandierten die Teilnehmer nahe der Residenz des US-Botschafters im Regent's Park. Als ein Hubschrauber abhob, um Trump zum Abendessen zu bringen, buhte die Menge.
Die Trump-Visite wird von mehreren Demonstrationen begleitet. Die größte davon dürfte am Freitag am Londoner Trafalgar Square stattfinden, dort werden zehntausende Teilnehmer erwartet. Auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan hat seine Teilnahme angekündigt.
Nach seiner Attacke gegen Theresa May hat US-Präsident Donald Trump gemeinsam mit der britischen Premierministerin eine Einrichtung des britischen Militärs besucht. May empfing den Republikaner am Freitagmorgen in der Königlichen Militärakademie in Sandhurst südlich von London, wie ein Sprecher des Weißen Hauses mitteilte. Über die Gespräche der beiden wurde zunächst nichts bekannt.
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afp