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Anne Will: Streit um Diesel-Fahrverbote eskaliert - schuld sind zwei Ärzte

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Von: Philipp Kuserau

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Anne Will
Am Sonntag ging es bei Anne Will wieder hoch her. © dpa / Michael Kappeler

Die Themen Schadstoff-Grenzwerte und Diesel-Fahrverbote bergen großes Streit-Potenzial - das hat der sonntägliche Talk bei Anne Will mal wieder bewiesen. Im Mittelpunkt der hitzigen Diskussion standen diesmal jedoch zwei Ärzte.

München - Mit Blick auf das Thema „Streit um Abgaswerte – sind Fahrverbote verhältnismäßig?“ hätten die meisten TV-Zuschauer am Sonntag bei Anne Will wohl eher Gäste wie Verkehrsminister Andreas Scheuer von der CSU oder die Umweltministerin Svenja Schulze von der SPD erwartet. Ein hitziges Streitgespräch zwischen den beiden bei diesem Thema verantwortlichen Politikern wäre vorprogrammiert gewesen, doch die Talkmasterin verkündete gleich zu Beginn der Sendung, dass beide keine Zeit gehabt hätten. 

Dass es bei dieser eigentlich ausgekauten Kontroverse über Diesel-Fahrverbote und Schadstoff-Grenzwerte dennoch nicht an Würze fehlte, dafür sorgten an diesem Sonntagabend zwei Ärzte. Auf der einen Seite der Lungenarzt Dieter Köhler, der die Debatte erst vergangene Woche wieder losgetreten hatte. Köhler war mit einer von zahlreichen Kollegen unterzeichneten Stellungnahme an die Öffentlichkeit gegangen, in der die aktuellen Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide (NOx) und auch die Diskussion betreffenden gesundheitlichen Gefahren in Frage gestellt werden. Verkehrsminister Scheuer hatte sich daraufhin über eine „Versachlichung“ der Debatte gefreut.* Auf der anderen Seite Heinz-Erich Wichmann, Epidemiologe aus München, der zusammen mit zahlreichen anderen Wissenschaftlern die aktuellen Stickoxid-Grenzwerte für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgerarbeitet hat. 

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Streit zwischen Köhler und Wichmann eskaliert - Anne Will muss einschreiten 

Lange dauerte es nicht, bis die beiden Ärzte die Bühne nutzten, um sich an den Hals zu gehen und der Talk bei Anne Will eskalierte. Köhler legte los und polterte in Richtung Wichmann und seine Kollegen: „Die Epidemiologen zeigen ja nur, dass es einen Verdacht gibt – mehr nicht.“ Köhler kam in Fahrt und stellte die These auf, dass Wichmann und seine Kollegen abhängig von Forschungsgeldern seien und deshalb genau die Zahlen vorgelegt hätten, die die WHO sehen wollte. „Es geht um Forschungsgelder“, sagt Köhler. „Da muss ja ein Ergebnis rauskommen, dass Feinstaub und Stickstoffdioxid schädlich sind.“ Ein sehr schwerer Vorwurf, vor allem in der Wissenschaft. 

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Wichmanns Gegenangriff ließ nicht lange auf sich warten: „Herr Köhler ist ein Außenseiter und hat in der Forschung keinen Rückhalt“, sagte er und nannte den ihn einen „Exot“. Die beiden Ärzte beließen es nicht nur bei den verbalen Attacken, sondern versuchten auch, den Gegenüber mit ständigen Unterbrechungen, Kopfschütteln und Augenverdrehen aus dem Konzept zu bringen. Irgendwann jedoch war es nicht mehr leicht, den Ausführungen der beiden Streithähnen zu folgen - das merkte auch Will und grätschte dazwischen: „Wir haben hier ein anderes Tempo als in Ihrer Wissenschaft.“

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Anne Will: Auch die Politiker in der Runde zoffen sich 

Neben dem verbalen Showdown zwischen Köhler und Wichmann, äußerten sich natürlich auch die Politiker in der Runde zu dem Thema. CDU-Mann Steffen Bilger zeigte sich verwundert über die ganze Aufregung um die Schadstoff-Grenzwerte. Ohnehin werde doch die Luft in Deutschland immer sauberer, so die Argumentation des Staatssekretärs, Fahrverbote seien daher nicht nötig. FDP-Umweltpolitikerin Judith Skudelny schlug in die selbe Kerbe und nannte den Stickoxid-Grenzwert einen „politischen Wert“. Die Parteivorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, stellte sich vehement dagegen und entgegnete in Richtung Bilger und Skudelny: „Was mir wirklich Sorge macht, ist, dass das aus einem Ministerium kommt.“

Wie so oft gab es in der Sendung von Will wieder mal viel Lärm und nur wenige Lösungsansätze. Das Duell zwischen Köhler und Wichmann war mit Sicherheit spektakulär, weitergebracht hat es die Debatte um Schadstoff-Grenzwerte und Diesel-Fahrverbote jedoch nicht. 

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kus 

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