Mannheim: Aufnahme-Stopp für russische Studenten? Uni mit neuem Statement
Mannheim - Als Reaktion auf die Invasion der Ukraine will die Universität zunächst nicht mehr mit russischen Einrichtungen kooperieren. Russische Studenten sollen sich „individuell“ bewerben können:
Update vom 12. März: In einem Video hatte der Rektor der Universität Mannheim vor wenigen Tagen angekündigt, einen Austausch mit Russland vorerst „auf Eis“ zu legen. Man werde keine neuen Studierenden aus Russland aufnehmen und keine neuen Partnerschaftsabkommen tätigen. Nun hat die Uni Mannheim nach Berichten gegenüber dem Mannheimer Morgen jedoch klargestellt, dass sich junge Menschen aus Russland und Belarus dennoch weiter „individuell“ auf einen Studienplatz bewerben könnten.
„Wenn etwa russische Studierende bei uns einen Bachelor oder einen Master machen wollen, dann ist das weiterhin möglich“, zitiert die Zeitung die Uni. „Wir richten uns nicht gegen individuelle Personen.“ Lediglich von staatlichen Institutionen organisierte Aufenthalte sollten demnach in Mannheim vorerst nicht mehr möglich sein.
Mannheim: „Keine Sippenhaft“ – So geht Universität mit russischen Studenten um
Erstmeldung vom 10. März: „Es dreht mir den Magen um, wenn ich in diesen Tagen an die Ukraine denke“, sagt Prof. Dr. Thomas Puhl, Rektor der Universität Mannheim in einer Videobotschaft vom Mittwoch (9. Mai). Als Reaktion auf den „durch nichts zu rechtfertigenden Überfall Putins auf die Ukraine“ werde die Uni zunächst nicht mehr mit russischen Wissenschaftseinrichtungen mehr zusammenarbeiten. Zudem wolle man vorerst auch keine Studierenden aus Russland mehr aufnehmen.
Universität | Universität Mannheim |
gegründet | 1907 |
Studierende | 11.640 (HWS 2020/21) |
Mitarbeiter | ca. 1.600 (2019) |
Über 100 russische, belarussische und ukrainische Bürger an der Uni Mannheim
An der Universität Mannheim studieren, lehren und arbeiten derzeit über 100 Staatsangehörige aus Russland, Belarus und der Ukraine, erläutert Rektor Puhl. Überwiegend seien es Studierende. „Ihnen allen gegenüber hat die Universität eine Fürsorgepflicht“, betont Puhl. Zudem sei man über die Partnereinrichtungen in Russland und in der Ukraine „spezifisch betroffen“. Deshalb müsse sich die Mannheimer Uni positionieren, deren Markenkern „Internationalität“ sei. Für die Wissenschaftseinrichtung sei es wichtig, den Multilateralismus zu bewahren, der global unter Druck gerate.

Die von Putin eingeläutete Zeitenwende sei nur gesamtgesellschaftlich und gesamtstaatlich zu bewältigen. Aufgabe jedes Einzelnen in der Gesellschaft sei die Solidarität mit den Opfern des Ukraine-Kriegs. Das Grundrecht auf Meinungsfreiheit werde „in einer Situation wie dieser zur ethischen Verpflichtung zur Stellungnahme“, sagt Puhl. Putin müsse zurück an den Verhandlungstisch, die Friedensordnung in Europa wiederherstellen und Russland in den Kreis der zivilisierten Nationen zurückführen.
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Angesichts der Angriffe gegen Zivilbevölkerung und Infrastruktur in der Ukraine müsse man sich auf eine „wirklich große Flüchtlingskrise“ einstellen, warnt Puhl. Die Uni wolle für die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen ab Ende August das Bumiller-Raab-Haus zur Verfügung stellen. Das Wohnheim wird derzeit saniert. Dort soll es etwa 175 Bettenplätze geben.
Uni Mannheim setzt Aufnahme russischer Studenten aus
Ein „besonders schwieriger Punkt“ sei der Umgang mit den russischen und belarussischen Partnern, erklärt der Uni-Rektor. „Brechen wir mit denen abrupt ab, um ein klares Zeichen gegen diesen verbrecherischen Krieg zu setzen? Oder setzen wir auf Wissenschaftsdiplomatie?“ Im Austausch könne man „unseren Werten“ Nachdruck verleihen, ermutigen und „Türen für eine gemeinsame Zukunft offen halten“, so Puhl.

Bestehende Aufenthalte russischer und belarussischer Staatsbürger an der Mannheimer Uni sollen fortgesetzt werden. Sie seien „Gäste“, die als Mitglieder der Universität „nicht diskriminiert, nicht geächtet“ werden. Es gebe „keine Sippenhaft und keine Kollektivschuld“, so Puhl. Solange sie nicht gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung verstoßen und Putins Krieg gut heißen, seien sie an der Uni willkommen.
Einen neuen Austausch werde man vorerst aber „auf Eis legen“. Man werde keine neue Studierenden aufnehmen und keine neuen Partnerschaftsabkommen tätigen, erklärt Puhl. Bestehende Abkommen werde man aussetzen, aber nicht kündigen. Damit wolle man „Anknüpfungspunkte für die Zukunft offen halten“.
Uni Mannheim: Keine neuen Forschungs-Kooperationen mit Russland
Da die Uni Mannheim keine Technische Universität ist, gebe es „keine verfängliche Forschungskooperationen“, bekräftigt Puhl. Es sei klar, dass „weder Geld, Personal, noch Personal, noch militärisch verwertbare Erkenntnisse in Russland landen“ dürften. Dafür müsse man aber nicht jede Kooperation etwa von Doktoranden unterbinden.
Um den Dialog innerhalb der Uni aufrecht zu erhalten, findet am Freitag (11. März, 17 Uhr) in der Aula eine Podiumsdiskussion über den Ukraine-Krieg und die Zukunft Europas statt. Wer die Diskussion vor Ort verfolgen möchte, kann sich hier anmelden. Die Veranstaltung wird aber per Live-Stream übertragen. (rmx)