veröffentlichen und die Band auf Tourneen um die Welt zu schicken, sagt Ries. Das erste Album („Enter the Wu-Tang (36 Chambers)„, 1993) und vor allem das zweite („Wu-Tang Forever“, 1997) werden dann aber zu Welterfolgen. „Ich glaube, das kam speziell bei sehr gebildeten Menschen und bei eben Mittel- und Oberschicht gut an, weil es natürlich genau das Gegenteil war. Das war wieder so eine Art Rebellion, genau wie früher Rock‘n‘Roll.“
Bevor Ries die Clan-Mitglieder mit auf Tour nehmen kann, muss sie ihnen erstmal Pässe besorgen. Zum ersten Mal so weit weg von zu Hause zu sein, überfordert dann viele der Clan-Mitglieder. Sie haben ständig Sorge, dass man ihre Getränke und ihr Essen vergiften könnte, wollen immer wieder Drogen über Grenzen schmuggeln und nutzen ‒ in einer Zeit vor allgegenwärtigen Handys ‒ jedes Festnetz-Telefon für einen Anruf zu Hause und lassen so überall extrem teuere Telefonrechnungen auflaufen. Ries, die mit ihrem Mann, einem Musiker, eine Tochter hat, muss den Clan zusammenhalten ‒ und sich gleichzeitig immer wieder gegen Flirt-Versuche verschiedener Mitglieder wehren.
Letztendlich habe die Zusammenarbeit aber doch funktioniert, sagt Ries. „Ich glaube, die Grundeigenschaft dafür war Ehrlichkeit. Ich habe von Anfang an ehrlich gesagt, dass ich nicht weiß, was sie da eigentlich machen.“ Sie habe den Rappern nie etwas vorgemacht. „Ich hätte mich absolut lächerlich gemacht und absolut unmöglich, weil niemand weiß besser als eine Street Gang, wenn jemand lügt oder wenn jemand versucht, sich irgendwo einzuschleimen oder falsche Tatsachen vorzuspiegeln. Und das war, glaube ich, der Grundstein der vertrauensvollen Zusammenarbeit. Und das zweite ist, dass ich halt sehr, sehr stur bin. Ich glaube, dieses Stetige und das Solide hat unheimlich viel bewirkt.“
Ries lebt inzwischen wieder in Mannheim und arbeitet immer noch mit RZA zusammen. Mit den anderen Clan-Mitgliedern, die ohne den 2004 gestorbenen Ol‘ Dirty Bastard zusammen weitermachen und auch nach wie vor an Solo-Projekten arbeiten, steht die Musikmanagerin ebenfalls noch in Kontakt.
Auf deren jüngstes Album „Once Upon a Time in Shaolin“, das 2015 als Einzelstück veröffentlicht und für Millionen versteigert wurde, ist sie allerdings nicht gut zu sprechen. „Ich fand das ganze Konzept nicht gut“, sagt Ries. Eine Art „blöde Marketing-Aktion“ sei das gewesen.
Ihre Zeit mit dem Wu-Tang Clan habe sie „für alles gewappnet“, sagt Ries im Rückblick. „Ich habe zwei Sachen gelernt. Erstens, dass man mich eigentlich so schnell mit gar nichts mehr schockieren kann. Und zweitens, dass man manchmal wirklich dreist sein muss und sich einfach was zutrauen muss, dass man keine falsche Bescheidenheit zeigen darf.“
„Den Mut zum Risiko habe ich gelernt“, erzählt Ries. “Ich fühle mich sehr selten irgendwie überfordert oder der Situation nicht gewappnet, weil ich das alles so schon mal erlebt habe. Und das ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man durch eine harte Schule gegangen ist und dass einen so schnell wahrscheinlich nichts umwerfen kann. Daraus schöpfe ich Kraft.“ (dpa/rmx)