1. Mannheim24
  2. Mannheim

Reiss-Engelhorn-Museen geben 3 Māori-Mumienköpfe an Neuseeland zurück – aus diesem Grund

Erstellt:

Von: Peter Kiefer

Kommentare

Mannheim - Nach Jahrzehnten im Depot der Reiss-Engelhorn-Museen (rem) sollen drei mumifizierte und tätowierte Maori-Köpfe zurück in ihre Heimat Neuseeland. Die Hintergründe:

Update vom 25. April, 18:03 Uhr: Die drei mumifizierten menschlichen Māori-Köpfe aus den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim kehren zurück nach Neuseeland. Der Gemeinderat der Stadt Mannheim stimmt einem entsprechenden Rückgabegesuch in seiner Sitzung am Dienstag (25. April) zu.

Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) sagt dazu: „Aus moralisch-ethischer Sicht ist eine Rückführung selbstverständlich. Es handelt sich um Überreste von Menschen, diese sind mit Respekt zu behandeln. Hierbei ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass die Toi moko für die Maori als rituell bedeutsame Ahnen gelten.“

Reiss-Engelhorn-Museen wollen 3 Maori-Mumienköpfe an Neuseeland zurückgeben – aus diesem Grund

Update vom 25. April, 11:24 Uhr: Es sieht schon ein wenig gruselig aus, was da seit Jahrzehnten im Depot der renommierten Reiss-Engelhorn-Museen (rem) in Mannheim schlummert. Die Rede ist von drei tätowierten Maori-Köpfen, sogenannten Toi moko, die in ihr Heimatland Neuseeland repatriiert sprich zurückgebracht werden sollen.

Nach Gesuch aus Neuseeland an OB Kurz – rem wollen Maori-Köpfe zurückgeben

Mit der Rückführung wollen die rem-Verantwortlichen dem Gesuch des Nationalmuseums Neuseeland (Te Papa Tongarewa) an die Stadt Mannheim vom 5. Dezember 2022 nachkommen, die Exponate der neuseeländischen Ureinwohner wieder in ihre Heimat zu bringen. Das soll Ende Mai passieren.

Nach der Zustimmung durch den Kulturausschuss am 23. März muss jetzt nur noch der Gemeinderat am Dienstag (25. April) final darüber entscheiden – doch das dürfte lediglich reine Formsache sein. Und es wäre ein durchaus historische Geste, da die rem zum ersten Mal überhaupt Kulturgut an ein Heimatland zurückgeben.

Ein mumifizierter und mit Tattoowierungen verzierter Kopf des Volksstammes Maori (Neuseeland) in Ausstellung „Schädelkult - Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen“ (2. Oktober 2011 bis 29. April 2012) der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim.
Ein mumifizierter und mit Tattoowierungen verzierter Kopf des Volksstammes Maori (Neuseeland) in Ausstellung „Schädelkult - Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen“ (2. Oktober 2011 bis 29. April 2012) der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. (Archivfoto) © Tobias Kleinschmidt/picture alliance/dpa

rem gibt Kulturgut an Ursprungsland zurück – Gemeinderat muss noch zustimmen

„Die Repatriierung hilft bei der internationalen Zusammenarbeit mit Herkunftsgemeinschaften, wie es die Richtlinien der ICOM und des Deutschen Museumsbundes vorsehen“, wie es in der Begründung der Maßnahme in der Beschlussvorlage des Mannheimer Gemeinderats heißt.

Die drei mumifizierten Köpfe, die Toi moko, entstammen von erwachsenen Maori. Gemäß der Richtlinien des Deutschen Museumsbundes sollen derlei menschliche Überreste bei Rückgabegesuchen bevorzugt berücksichtigt werden.

Seit 1991 wurden 12 Maori-Mumienköpfe an Neuseeland zurückgegeben

Hierbei ausschlaggebend sei, dass die Toi moko für die Maori als rituell bedeutsame Ahnen gelten. Eine Ausstellung lehnt die indigene Gruppe der Maori ab! Vielmehr erlangen die Verstorbenen Maori erst durch die Rückführung der sterblichen Überreste nach Neuseeland ihre Würde wieder. Die Rückführung wird vom Te Papa Tongarewa als von der neuseeländischen Regierung bevollmächtiger Institution entsprechend der rituellen Vorgaben organisiert und durchgeführt.

Hintergrund: Wie eine Publikation zur Repatriierung menschlicher Überreste aus Deutschland zeigt, wurden zwischen 1991 und 2020 insgesamt 12 Toi Moko aus musealen und universitären Sammlungen zurückgegeben, so etwa aus dem Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin, aus der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen und aus dem Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln. 

Maori-Köpfe seit Jahrzehnten in Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen

Zwei der drei Mumienköpfe wurde höchstwahrscheinlich traditionell in Neuseeland hergestellt worden und gelangten später nach Europa. Der dritte Toi moko lasse sich einem Maori zuordnen, der um 1820 als Händler nach England reiste und sich dort aus Geldmangel der Truppe von Captain Hancock anschloss, der eine Art Wanderzirkus unterhielt. Dieser Mann starb 1824 in Leeds, sein Kopf wurde in England präpariert und gelangte über ein Berliner Museum schließlich nach Mannheim. Wie und wann ist unklar.

Übrigens: Unser MANNHEIM24-Newsletter informiert Dich regelmäßig über alles Wichtige, was in Deiner Stadt und Region passiert.

Aktuell lagern die drei menschlichen Mumienköpfe gut aufbewahrt in speziellen Kartons in der ethnologischen Sammlung der rem – ehe es Ende Mai nach einer rituellen Zeremonie auf die rund 18.500 Kilometer weite Reise ans andere Ende der Welt nach Ozeanien geht. Apropos rem in Mannheim: Der dortige Toulonplatz wird teils verkehrsberuhigt. (pek)

Auch interessant

Kommentare