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Prostituierte in Mannheim – „Frauen haben weder Wohnung noch Krankenversicherung“

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Von: Madlen Trefzer

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Mannheim - Auch in der Universitätsstadt ist Prostitution und Gewalt gegen Frauen ein Problem. MANNHEIM24 kommt mit „Amalie“ ins Gespräch – einer Beratungsstelle, die hilft.

Aktuell begleitet „Amalie“ 15 Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution. „Die Frauen müssen unterstützt werden, um ein selbstbestimmtes Leben ohne Gewalt führen zu können“, erklärt Astrid Fehrenbach, Leiterin von „Amalie“ – der Beratungsstelle in Mannheim für Frauen in der Prostitution. „Der Ausstieg ist wahnsinnig schwer – Frauen können von heute auf morgen wohnungslos und ohne Einkommen bleiben.“

Prostitution in Mannheim: Gewalt, Angst und kein Zugang zum Gesundheitssystem

Dabei spielen auch Gewalttaten und Drohungen eine große Rolle. „Die Zuhälter haben ihre eigenen Gesetze und Drohungen. Der eine sagt: ‚Ich sage deiner Familie, was du hier machst.‘ Und der andere sagt: ‚Ich töte deine Familie‘. Durch Gewalt und aus Angst bekommen sie alles, was sie wollen. Viele Zuhälter schlagen die Frauen, manche lassen [sie] ohne Trinken, ohne Essen ohne Zigaretten zurück“, beschreibt eine anonyme Mannheimerin in der Fotoausstellung „Gesichtslos – Frauen in der Prostitution“.

„Diese Frauen haben weder Wohnung noch Krankenversicherung. Oft wohnen sie da, wo sie auch arbeiten“, so Fehrenbach. Das Hauptproblem sei jedoch, dass die Frauen keinen Zugang zum Gesundheitssystem haben. „Dafür haben wir hier in der Beratungsstelle ein medizinisches Untersuchungszimmer mit Ärztinnen, die alle 14 Tage Sprechstunden für Frauen in der Prostitution anbieten.“

Astrid Fehrenbach in der Tür zur Beratungsstelle „Amalie“
Astrid Fehrenbach bittet herein – bald steht der Tag der offenen Tür bei „Amalie“ an. © Madlen Trefzer/MANNHEIM24

Mannheim: „Amalie“ hilft Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution

Bei „Amalie“ wird den Frauen auch geholfen, einen neuen Job zu finden, oder sich für einen Beruf zu qualifizieren. „Doch wir akzeptieren jede Frau voraussetzungslos so wie sie ist und richten uns danach aus, was das beste für sie ist“, versichert Astrid Fehrenback. Auch Streetwork gehört zum Alltag des „Amalie“-Teams. „Wir sind im Stadtteil und auch im Rotlicht unterwegs.“ Dabei werden Frauen in der Prostitution über die Beratungsstelle informiert und bekommen kleine Geschenke.

„Hoffnung ist mein tägliches Leben. Man hofft jeden Tag, dass das Leben besser wird, dass man eine normale Zukunft hat“, schreibt eine weitere anonyme Mannheimerin in der Fotoausstellung „Gesichtislos“. Nachdem diese Ausstellung in Kooperation mit „Amalie“ und dem „Reiss Engelhorn Museum“ zum Erfolg wird, geht sie auf Wanderschaft nach Augsburg und ist bis auf Weiteres komplett ausgebucht. 

Im Jahr 2018 sprach MANNHEIM24 bereits mit der damals 30-jährigen Tania, die offen über ihr Leben als Prostituierte und die Schicksalsschläge in ihrer Vergangenheit erzählte.

„Amalie“ unterstützen – jede Hilfe geht an Mannheimerinnen in der Prostitution

Wer sich also mit der Welt von „Amalie“ vertraut machen will, ist am 1. Oktober herzlich zum Tag der offenen Tür eingeladen. Gleich eine Woche darauf (am 8. Oktober) startet „Amalie“ eine Benefizveranstaltung auf der Lichtmeile 2022. Gäste können sich auf eine Suppe am Alten Volksbad freuen. „Wir sind auf Spenden angewiesen, damit wir in Notfällen auch schnell und unbürokratisch handeln können“, sagt Fehrenbach.

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Deshalb werden regelmäßig ergreifende Veranstaltungen organisiert – wie zum Beispiel kürzlich in der Kunsthalle Mannheim, als Huschke Mau über ihr Leben als Prostituierte spricht. Eine große Herzensangelegenheit offenbart Astrid Fehrenbach zum Abschluss unseres Gesprächs: „Meine Forderung ist ein Ausstiegsprogramm für Frauen in der Prostitution. Sie müssen dringend besser unterstützt werden.“ (mad)

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