Zerstörung, Industrialisierung, Zwangsarbeiter – der größte und am dünnsten besiedelte Stadtteil Mannheims hat eine bewegte Vergangenheit. Aber jede Menge Vorzüge.
Das weitgehend ländliche Sandhofen ist der mit rund 27 Quadratkilometern größte Stadtteil – und gleichzeitig auch der nördlichste.
Zum Bezirk des ehemaligen Bauern- und Fischerdorfes gehören auch die Ortsteile Blumenau, Scharhof, Kirschgartshausen und Sandtorf.
Eben dieser Scharhof – bis ins 16. Jahrhundert ‚Muttergemeinde’ Sandhofens – wurde bereits 764 im Lorscher Codex erwähnt und ist somit zwei Jahre älter als Mannheim selbst. „Sunthoven“ selbst wurde erstmals im Jahr 888 in den Geschichtsbüchern erwähnt.
Ende des 15. Jahrhunderts zählte Sandhofen etwa 240 Einwohner. Im Dreißigjährigen Krieg (1634) sowie dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1689) wurde Sandhofen zerstört, der Ort quasi entvölkert.
Heute wohnen hier 13.000 Menschen, was die geringste Einwohnerdichte ganz Mannheims bedeutet. Aufgrund der überwiegend älteren Ein- und Zweifamilienhäuser leben in Sandhofen überdurchschnittlich viele Einwohner Ü-40. Und dank unzähliger Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten, Apotheken, Kitas und Restaurants sowie einem regen Vereinsleben und Mundart-Theater ist der Stadtteil bei Familien sehr beliebt.
Die 1862 durch die Rhein-Korrektur gewonnene Friesenheimer Insel wurde 1895 an Mannheim abgetreten. Der Charakter Sandhofens hin zur Arbeitersiedlung veränderte sich jedoch durch die Ansiedlung von Industrie wie etwa der Zellstoff-Fabrik (1884) oder der Jutespinnerei Papyrus am Altrhein.
Im Jahr 1913 dann wurde ganz Sandhofen zu Mannheim eingemeindet. Zwischen 1934 und 1938 wurden an der Riedbahn im heutigen Blumenau 50 Siedlungshäuser hochgezogen.
Schwarzer Fleck in der Historie: Auf dem Fliegerhorst Sandhofen wurde im September 1944 ein Außenlager des KZs Hinzert eingerichtet, in der damaligen Friedrichschule zudem eines des KZs Natzweiler-Struthof. Über 1.000 polnische Häftlinge wurden zu Zwangsarbeitern bei Daimler-Benz, dem Lanz-Werk und bei Brown, Boveri & Cie.