Kult-Club vor dem Aus? MS Connexion meldet Insolvenz an

Mannheim - Der Kult-Club „MS Connexion“ meldet Anfang Januar Insolvenz an. Trotzdem stehen dutzende Events für 2020 an.
- Nachtclub „MS Connexion“ in Mannheim-Neckarau ist insolvent
- MS Connexion seit 1982 im Mannheimer Nachtleben
- Betrieb soll aufrechterhalten bleiben
Seit 1982 ist das MS Connexion fester Bestandteil des Mannheimer Nachtlebens. Doch nach fast 40 Jahren Clubgeschichte, unzähligen wilden Partys und dem ein oder anderen Skandal muss das MS Connexion am 7. Januar 2020 Insolvenz anmelden. Seit den 80ern werden im „Connex“ Partygäste und Musikfreunde, die fernab der üblichen Chart-Partys feiern wollen, mit offenen Armen empfangen. Ob Metal, Techno, Gothic oder Goa – im MS Connexion hat jede Subkultur einen Ort, an dem abseits des Mainstreams feiern kann.
Seit 2003 wird auf dem Gelände der „Alten Seilerei“ auf drei Bühnen gerockt, geraved und – gelesen! Seit einigen Jahren versuchen die MS Connexion-Betreiber nämlich vermehrt Literaturlesungen und Theateraufführungen anzubieten, um sich auch abseits von Partys als Kulturstätte in Mannheim zu etablieren.
Mannheim: Kult-Club MS Connexion insolvent
Wie es nach der Insolvenz mit dem MS Connexion weitergehen soll, ist momentan noch unklar. Gegenüber dem morgenweb soll eine Sprecherin des Clubs gesagt haben, dass der Betrieb fortgesetzt wird. In einer öffentlichen Bekanntmachung des Mannheimer Handelsregisters wird die Insolvenz mit „Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ begründet. Betrieben wird das MS Connexion von der Z.O.G. Betriebsgruppe GmbH, die jetzt den Betrieb unter neuer Geschäftsführung weiterführen soll.
Für das kommende Jahr stehen schon jetzt so einige Events auf der Agenda: Von Metal-Konzerten über Techno-Raves bis hin zu Gothic-Partys hat das MS Connexion bis zum Jahresende dutzende Veranstaltungen geplant. Das Gothic-Event „Super Schwarzes Mannheim“ ist seit Jahren auch über den Stadtgrenzen bekannt und zieht „Gruftis“ aus dem gesamten süddeutschen Raum an.
Mannheim: Clubsterben nicht nur regionales Problem
Für Feierwütige und Partygänger wird das Club-Angebot in Mannheim Jahr für Jahr dünner. Das sogenannte „Clubsterben“ ist ein deutschlandweites Phänomen, was auch die Metropolregion betrifft. Laut Statistischem Bundesamt gab es im Jahr 2010 noch 1.900 Diskotheken und Tanzlokale in Deutschland, was sich im letzten Jahrzehnt um knapp 20 Prozent reduzierte: im Jahr 2018 waren es nur noch 1.550 in ganz Deutschland. Und das, obwohl jedes Wochenende circa eine Million Menschen in Deutschland zum Feiern in einen Club gehen, so der Bundesverband deutscher Diskotheken und Tanzbetriebe. Doch warum müssen dann immer mehr Clubs und Diskos ihre Pforten schließen, wenn die Nachfrage eigentlich vorhanden ist?
Experten sind sich in dieser Frage nicht einig: Clubbetreiber beklagen hohe DJ-Gagen, steigende Mieten und teure Gema-Gebühren – Wirtschaftswissenschaftler machen den demografischen Wandel verantwortlich. Schlussendlich ist es wahrscheinlich eine Verkettung unglücklicher Umstände. Das Betreiben von Clubs wird immer teurer, während die Nachfrage geringer wird. Hinzu kommen verärgerte Anwohner, die sich – wie im Fall des „Parker Lewis“ in Mannheim – wegen der Lautstärke beschweren. Was der Grund für die Insolenz des MS Connexion ist, bleibt vorerst unbekannt.
In Zeiten der Corona-Krise fürchten viele Ladenbesitzer um ihre Existenz, weil ihre Räume geschlossen bleiben müssen oder weniger Besuch kommt. Doch manche Betreiber kommen auf originelle Ideen, um im Geschäft zu bleiben. Im Juli wollen Kulturschaffende in Mannheim demonstrieren, um auf die Missstände aufmerksam zu machen.
mw