Fahrlachtunnel Mannheim: Sperrung trifft Wirtschaft hart – IHK legt Maßnahmen-Katalog vor

Mannheim – Der gesperrte Fahrlachtunnel verärgert Autofahrer und macht der Wirtschaft große Sorgen! Jetzt richten sich die IHKs mit einem flammenden Appell an die Politik:
Bauarbeiten in der Augustaanlage, gesperrte Auffahrten zur Konrad-Adenauer-Brücke und jetzt auch noch der wegen massiver Sicherheitsmängel monatelang vollgesperrte Fahrlachtunnel. Mannheim wird immer mehr zum Nadelöhr. Nicht nur alle Autofahrer werden auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Kein Wunder, dass auch bei der lokalen Wirtschaft alle Alarmglocken läuten, weil mit dem Fahrlachtunnel eine zentrale Verkehrsader stillsteht! Jetzt hat die IHK Rhein-Neckar und die IHK Pfalz einen offenen Brief an Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) geschrieben.
Laut Ansicht der beiden IHKs sehen sich die Unternehmen der Region „derzeit mit vielen Herausforderungen konfrontiert und leiden noch immer unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Nun müssen die Betriebe bei den Wirtschaftsverkehren mit massiven Problemen rechnen.“ Daher sind sich die Wirtschaftsexperten einig: „Bis erste Pläne und Maßnahmen auf den Weg gebracht sind, die die Verkehrssituation entschärfen, ist aus unserer Sicht darauf zu achten, weitere Zusatzbelastungen für die Wirtschaft zu vermeiden.“
Stadt | Mannheim |
Bundesland | Baden-Württemberg |
Einwohnerzahl | 310.658 (Stand: 31. Dez. 2019) |
Fläche | 144,96 km² |
Oberbürgermeister | Dr. Peter Kurz (SPD) |
Und weil die rheinquerenden Verkehre nicht zuletzt auch aufgrund der seit langem auf den beiden Hochstraßen in Ludwigshafen mit Beeinträchtigungen zu kämpfen hätten und besonders die Innenstadtwirtschaft leide, richten die beiden Kammern ihr Schreiben auch an Ludwigshafens OB Jutta Steinruck (SPD), den Vorsitzenden des Verbands Region Rhein-Neckar Stefan Dallinger (CDU), die Bürgermeister*innen sowie die Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen beider Städte.
Mannheim: Fahrlachtunnel gesperrt – für Mobilitätspakt Rhein-Neckar eine „Nagelprobe“
Erst im Juli 2021 ist der Mobilitätspakt Rhein-Neckar unterzeichnet worden. Sein gestecktes Ziel: Die ganzheitliche Koordination des Verkehrs in der Rhein-Neckar Region. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar und IHK Pfalz als Paktpartner koordinieren das Arbeitsfeld Pendler- und Güterverkehr. Dabei sollen kurz-, mittel- und langfristige Perspektiven für die Verkehrsanforderungen entwickelt werden.
Die aktuellen Entwicklungen in Mannheim werden äußerst kritisch gesehen, seien eine „Nagelprobe“ für den Pakt. Rasche Kommunikation und Abstimmung zwischen allen Beteiligten in der Region seien dringend erforderlich – speziell für Mannheim und Ludwigshafen. Deshalb hat der Mobilitätspakt kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen für den Kernraum der Metropolregion abgeleitet.
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Fahrlachtunnel in Mannheim gesperrt: IHK-Vorschläge für kurzfristige Maßnahmen
- Baustellenmanagement mit der Region verzahnen: Aktuelle und geplante Baumaßnahmen rechts und links der Rheins prüfen, bewerten und wenn nötig verschieben. Hierzu bspw. eine Adhoc Sitzung des VRRN-Arbeitskreises Baustellenkoordination einberufen, um die Baumaßnahmen zu koordinieren und zügig umzusetzen.
- Für Kunden, Wirtschaftsverkehre und Arbeitnehmer müssen die Innenstädte weiter gut erreichbar bleiben. Dies muss auch auf geeignetem Wege kommuniziert werden. Die Botschaft: „Besucher und Kunden sind willkommen, die Innenstadt ist erreichbar.“
- Bei allen Baumaßnahmen sollten alle Möglichkeiten der Beschleunigung, wie beispielsweise Arbeiten in der Nacht und an Sonntagen ausgeschöpft werden.
- Durchgangsverkehre sind weiträumig über Hauptachsen zu lenken, um die Innenstädte zu entlasten.
- Diese Achsen müssen möglichst baustellenfrei sein.
- Verkehre sind auf vorab definierten und entsprechend ausgebauten Hauptachsen zu zentralen Standorten in der Innenstadt (Parkhäusern, Parkflächen etc.) zu lenken. So können Parksuchverkehre in der Innenstadt vermieden werden. Dies erhöht auch die Aufenthaltsqualität.
- Bestehende Verkehrswege sind besser auszulasten, um Staus zu vermeiden und den Verkehrsfluss zu optimieren. Verbesserte Ampelschaltungen, Verkehrslenkungssysteme und digitale Echtzeitinformationen sollten - wo möglich - rasch eingesetzt und insbesondere auch rhein-übergreifend koordiniert werden.
- Verkehrskonzepte müssen an die aktuellen Entwicklungen angepasst sowie regelmäßig und ergebnisoffen bewertet und besprochen werden. Insbesondere der Mannheimer Verkehrsversuch mit Sperrung von Kunststraße und Fressgasse benötigt ein permanentes Monitoring der Verkehrsströme. Beim ständigen Austausch aller relevanten Akteure ist maximale Flexibilität und Ergebnisoffenheit gefordert.
- Nach der Sperrung des Fahrlachtunnels sollten alle weiteren kritischen Verkehrsinfrastrukturen im Kernraum der Metropolregion rasch auf Ausfallssicherheit überprüft werden.

Fahrlachtunnel in Mannheim gesperrt: IHK-Vorschläge für mittelfristige Maßnahmen
- Bei städtischen und regionalen ÖPNV-Linien müssen Bedarfsanpassungen und wo nötig Taktverdichtungen durchgeführt werden.
- Innovative Projekte wie bspw. eine Seilbahn über den Rhein oder Micro-Hubs auf Schiffen müssen auf Machbarkeit geprüft werden, um mit diesen Ansätzen der herausfordernden Verkehrssituation zu begegnen.
- Zur Verbesserung der Verkehrssituation fordert die IHK Rhein-Neckar darüber hinaus Folgendes:
- Ein Arbeitskreis „Innenstadt-Logistik“ mit der Mannheimer Stadtverwaltung und den Akteuren des Wirtschaftsverkehrs (Händler, Speditionen, KEP, IHKs, Handwerkskammer, Verbände etc.) muss gegründet werden. Dort sollen die aktuellen Probleme diskutiert, Lösungen gefunden und damit die innerstädtische Logistik optimiert werden.
- In Mannheim ist die Funktion eines Wirtschaftsverkehrsbeauftragten, wie bspw. in Heidelberg und Stuttgart, erforderlich. Damit werden die Belange auch des rheinquerenden Wirtschaftsverkehrs nicht nur kurzfristig, sondern auch dauerhaft gebündelt und frühzeitig in städtische Planungen eingebunden.
Fahrlachtunnel in Mannheim gesperrt: IHK-Vorschläge für langfristige Maßnahmen
- Eine weitere Rheinquerung im Kernraum der Metropolregion Rhein-Neckar ist zeitnah zu prüfen, um ausreichende Kapazitäten für den rheinquerenden Ost-West-Verkehr zu schaffen.
- Um die Innenstädte vom Durchgangsverkehr zu entlasten müssen Aus-, Neubau- und Erhaltungsmaßnahmen rasch angegangen werden.
(PM/pek)