„Die Stadt Mannheim ist sich der Tragweite dieser verkehrlich einschneidenden Maßnahme bewusst“, so Oberbürgermeister Dr. Kurz (SPD). „Die einspurige Öffnung des Tunnels im Notbetrieb hat für uns höchste Priorität. Um diese so schnell wie möglich zu ermöglichen, haben wir eine Projektorganisation aufgesetzt, die die Vergabeprozesse und Planungsabstimmungen über mehrere Fachbereiche und Dezernate steuert.“ Die Gesamtsteuerung des Projekts Fahrlachtunnel ist im Dezernat V angesiedelt und wird von Herrn Alexandre Hofen-Stein übernommen. Unterstützt wird er von einem technischen Leiter. Diese Funktion übernimmt Herr Alex Stork, Abteilungsleiter für Ingenieurbau und Straßentechnik im Eigenbetrieb Stadtraumservice.
Um die einspurige Befahrbarkeit zu ermöglichen, muss zunächst die Leistungsfähigkeit der Tunnellüftung und die Reaktion der Lüftersteuerung durch mehrtägige Brandrauchversuche getestet werden. Auf Basis der Ergebnisse dieses Tests können dann die benötigten zusätzlichen Lüfter beschafft und installiert werden. Aufgrund der Nähe zum Hauptbahnhof und den möglichen Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs hat die Stadt auch die Bahn über das Vorhaben informiert und die erforderliche Betra (Betriebs- und Bauanweisung im Fall von Abweichungen vom Regelbetrieb) bei dem Unternehmen beantragt. Im Zuge der Brandrauchversuche wird auch die Feuerwehr miteinbezogen und für den Ernstfall üben.
Update vom 3. September, 9:20 Uhr: Der Fahrlachtunnel wird voraussichtlich noch bis mindestens Frühjahr 2022 gesperrt bleiben – womöglich sogar bis August 2022. Das bestätigte ein Sprecher des Mannheimer Umweltdezernats jetzt gegenüber dem Mannheimer Morgen. Dann solle der Tunnel zumindest wieder eingeschränkt – einspurig und nur für Autos – geöffnet werden. Autofahrer in Mannheim müssen sich also noch länger in Geduld üben, denn nach Einschätzung des Sprechers könne vor alle der verkehrsstarke November auch für die Ausweichrouten noch einmal zum Belastungstest werden.
Update vom 9. August, 13:01 Uhr: Seit dem 3. August und seiner Vollsperrung wird der vielbefahrene Fahrlachtunnel mal wieder zum nervenaufreibenden Nadelöhr. Die bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse auf den Umleitungsstrecken wurden innerhalb der Stadt Mannheim und in enger Kooperation mit der Verkehrspolizei analysiert. Verbesserungen in der Verkehrsführung werden sofort umgesetzt.
Die Anpassungen der Verkehrsführung und somit die verbesserte Ableitung des Verkehrs auf die Neckarauer Straße werden Anfang dieser Woche fortgesetzt. Die eintägigen Arbeiten auf den Hauptverkehrsstraßen finden überwiegend in der verkehrsberuhigten Zeit von 10 bis 14 Uhr statt. Die Anwohner*innen und die Hochschulen im Umgebungsbereich werden im Vorfeld informiert. Laut Stadtverwaltung bleiben weitere Erkenntnisse, die eine mögliche Optimierung der Verkehrsführung erfordern, abzuwarten.
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Update vom 4. August, 9:15 Uhr: Mit der Vollsperrung des Fahrlachtunnels drohen langwierige und massive Staus in der Mannheimer Innenstadt und eine weitere Behinderung des rheinquerenden Verkehrs. Daher ist es dringend erforderlich, die Durchgangsverkehre weiträumig umzulenken, um so die Zielverkehre in die Mannheimer Innenstadt zu ermöglichen. Diese Auffassung teilen die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, der Handelsverband Nordbaden und die Werbegemeinschaft Mannheim.
Stadt | Mannheim |
Bundesland | Baden-Württemberg |
Einwohnerzahl | 310.658 (Stand: 31. Dez. 2019) |
Fläche | 144,96 km² |
Oberbürgermeister | Dr. Peter Kurz (SPD) |
„Uns gehen die Alternativen für Verkehrsführung im Stadtgebiet aus“, sagt IHK-Präsident Manfred Schnabel. Neben den gesperrten Auffahrten zur Konrad-Adenauer-Brücke, den Bauarbeiten in der Augustaanlage sowie dem Verkehrsversuch mit Unterbrechung der Fressgasse und der Kunststraße werde eine weitere, zentrale Verkehrsader Mannheims verstopft sein. Rheinüberschreitende Verkehre sollten daher frühzeitig auf die A6 geführt werden. Zum anderen sei Eile bei den Sanierungsarbeiten im Fahrlachtunnel geboten, appelliert Schnabel an die Stadt als Träger der Baumaßnahme. Alle Möglichkeiten der Beschleunigung, wie beispielsweise Arbeiten in der Nacht und an Sonntagen, sollten ausgeschöpft werden.
„Für den Wirtschaftsstandort Innenstadt betrachten wir die jetzt bekannt gewordene langfristige Sperrung des Fahrlachtunnels mit erheblichen Sorgen“, kommentiert Lutz Pauels, 1. Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim City. Diese Entwicklung stelle die Versuche, die Erreichbarkeit der Innenstadt zu verbessern und dort mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen, vorerst in Frage. „Denn es steht zu befürchten, dass der zusätzliche Durchgangsverkehr zu erheblichen Beeinträchtigungen des Verkehrsflusses am Ring und am Schloss führen wird“, so Pauels.
Hendrik Hoffmann, Vizepräsident des Handelsverbands Nordbaden, ergänzt: „Wir erwarten und fordern deshalb, dass die Vertreter der innerstädtischen Wirtschaft auch mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft in Gespräche eingebunden werden, in denen kreativ an der Lösung der neuen Herausforderungen für den Zielverkehr gearbeitet wird. Für uns steht deswegen fest, dass der anstehende Verkehrsversuch nach dieser schlechten Nachricht regelmäßig ergebnisoffen bewertet und besprochen werden muss. Ein permanentes Monitoring der Verkehrsströme ist dafür unerlässlich.“
Einig ist sich die Wirtschaft darin, dass für Ziel- und Quellverkehre von Kunden, Wirtschaftsverkehren und Arbeitnehmern die Innenstadt weiter gut erreichbar bleiben müsse. Dazu schlagen die Verbände vor, den öffentlichen Personennahverkehr weiter zu fördern und zu stärken, um die Straßen zu entlasten. „Wir fordern alle Verantwortlichen auf, den Vorfall zum Anlass zu nehmen, alle weiteren kritischen Infrastrukturen auf Ausfallsicherheit zu überprüfen und langfristig Alternativen für die Durchgangsverkehre zu schaffen“, so IHK-Präsident Schnabel abschließend für alle Wirtschaftsvertreter.
Update vom 3. August, 19:40 Uhr: „Es muss ein neues Sicherheitssystem installiert werden, dieses umfasst eine automatisierte Lüftersteuerung, die sich an die Menge des im Brandereignis entstehenden Qualms anpassen und diesen über die Tunneldecke zu den Tunnelausgängen befördern kann“, heißt es in einem Schreiben der Stadt Mannheim. Damit alle neuen Systeme ihre Zuverlässigkeit im Ereignisfall unter Beweis stellen können, müsse nach jeder Änderung eine Reihe von Tests durchgeführt werden. Eine Tunnelinbetriebnahme könne daher nur stufenweise erfolgen.
Im ersten Schritt werden Ertüchtigungen vorgenommen, die es ermöglichen, den Tunnel in einem Zwischenbetrieb, einspurig ohne LKW-Verkehr, in Betrieb zu nehmen. Die einspurige Verkehrsführung als Zwischenbetrieb wird voraussichtlich zwei Jahre andauern. Während dieser Zwischenbetriebsphase läuft die eigentliche Generalsanierung an. Nach zwei Jahren soll eine volle Öffnung vorgenommen werden. Die Gesamtsanierung wird voraussichtlich 2027 abgeschlossen werden soll. Während der Generalsanierung wird es in Abhängigkeit der Sanierungsphasen unterschiedliche Verkehrsführungen geben
Update vom 3. August, 16:00 Uhr: Wie die Stadt Mannheim mitteilt, kommt es derzeit rund um den Fahrlachtunnel und ebenso in der Innenstadt zu „erheblichen Verkehrsbehinderungen“. Daher ist aktuell ein Polizeihubschrauber zur Verkehrsaufklärung im Einsatz. Zudem sind Beamtinnen und Beamte auch mit Polizeimotorrädern im Einsatz, um an wichtigen Verkehrspunkten gezielt zu lenken und umzuleiten.
Ob die vollständige Sperrung des Fahrlachtunnels Auswirkungen auf die geplante neue Verkehrsführung in der Innenstadt haben wird, oder diese zur Vermeidung einer nicht akzeptablen Belastung der Bewohner und Anlieger gefordert ist, wird nun in den kommenden Tagen geprüft. Eine Entscheidung bezüglich der vorgesehenen Unterbrechung von Fressgasse, Marktstraße und Kunststraße ab Ende August steht demnach noch aus.
Erstmeldung vom 3. August, 14:31 Uhr: Tief durchatmen, liebe Autofahrer! Dann erst weiterlesen. Seit dem heutigen Dienstag (3. August) um Punkt 14 Uhr ist der vielbefahrene Fahrlachtunnel „aus Gründen der Verkehrssicherheit“ voll gesperrt. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) persönlich hat darüber in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz im Ratssaal des Stadthauses N1 informiert, um über die drastische Maßnahme zu informieren. Die entsprechende Beschilderung für die Umleitung steht bereits.
Grund für die Sperrung: Laut zweier Gutachten von Alex Stork, Abteilungsleiter Ingenieurbau und Straßentechnik der Stadt Mannheim, sind gravierende Mängel an der Tunnel-Lüftung festgestellt worden. „Der Tunnel ist formell nicht betriebssicher. Die Lüftung weist so große Mängel auf, dass diese kurzfristige Sperrung notwendig wurde“, erklärt OB Peter Kurz.
Die am Dienstag vollzogene Vollsperrung des Fahrlachtunnels wird mehrere Monate andauern. Während diesen ersten Sanierungsschritt soll zumindest eine einspurige Tunnel-Nutzung gewährleistet sein – Lkw müssen draußen bleiben. Frühestens bis zum Jahr 2027 soll die vollständige Tunnelsanierung beendet sein.
Wie MANNHEIM24 berichtet hat, ist bereits seit 18. Juni nur jeweils die rechte Fahrbahn pro Tunnelröhre befahrbar. Seither erfüllen die gesperrten Fahrspuren den Zweck eines Rettungs- und Fluchtwegs. Grund der deutlichen Verkehrsreduzierung: Bei Überprüfungen der Verkehrs- und Betriebssicherheit kamen beträchtliche Mängel ans Licht. Steuerungs-/Leittechnik, Fluchtwege, Funktechnik, Tunnellüftung, Lautsprecheranlage, Notrufanlage, Tunnelsperranlage, Stromversorgung und Beleuchtung – überall gibt es Defizite in der Betriebstechnik.
„Die Betriebs- und Sicherheitseinrichtungen im Fahrlachtunnel entsprechen nicht dem aktuellen Stand der Technik“, hatte Alex Stork bereits am 15. Juni in einer Gemeinderats-Ausschuss Technische Betriebe gemahnt.
Der 489 m lange Fahrlachtunnel der B36 ist Kernstück der Südtangente Mannheims und verbindet die östlich von Mannheim verlaufende B38a mit der über den Rhein nach Ludwigshafen führenden B37 im Westen. Der Tunnel steht dem Kraftverkehr seit 1994 zur Verfügung. An Spitzentagen wird der Tunnel von bis zu 60.000 Fahrzeugen genutzt. In den letzten Jahren wurden am Fahrlachtunnel regelmäßig Wartungs- und Reparaturarbeiten ausgeführt. (PM/pek)