1. Mannheim24
  2. Mannheim

Mannheim während der Corona-Krise: Wie steht es um die Bars, Cafés und Clubs der Stadt?

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Michael Watson

Kommentare

Mannheim - Seit März sind Bars, Cafés und Clubs geschlossen. Viele Gastronomen fürchten nun um ihre Existenz. Andere suchen kreative Alternativangebote.

Seit nun fast einem Monat steht die Zeit in den Bars, Cafés und Clubs in Mannheim still. Mitte März wurde das letzte Bier gezapft, die letzte Platte aufgelegt und die letzte Bekanntschaft an der Bar gemacht. Seitdem die Bundes- und Landesregierung drastische Maßnahmen einführte, um die Coronavirus-Pandemie einzudämmen, ist der Alltag vieler Menschen gravierend verändert: Von Home-Office bis hin zu Home-Schooling ist nichts, wie es noch vor einem Monat war. 

Doch auch die Wochenenden sind nicht mehr dieselben: Statt zu tanzen oder mit Freunden einen trinken zu gehen, ist soziale Distanz das Gebot der Stunde. Für Nachtschwärmer mag diese Umstellung ungewohnt aber verkraftbar sein; für die Betreiber von Bars, Cafés und Clubs in Mannheim stehen allerdings Existenzen auf dem Spiel. Viele Geschäfte in Mannheim können ab dem 20. April wieder öffnen – jedoch mit Einschränkungen. 

Mannheimer Nachtleben: Trotz Corona-Krise vielerorts Optimismus

Über Nacht bricht bei vielen Gastronomen der Umsatz vollständig ein, während die Fixkosten weiter laufen. Gerade in der Gastro- und Kulturbranche wird selbst in guten Zeiten von der Hand in den Mund gelebt und am Ende des Monats bleibt oft nicht viel übrig. Auch in Mannheim sind unzählige Bars, Cafés, Clubs, Kneipen und Diskotheken schwer von der aktuellen Lage getroffen. Doch bei einigen flaut selbst in diesen schweren Zeiten der Optimismus nicht ab. Mit viel Kreativität, Leidenschaft und Flexibilität versuchen manche Jungbusch-Gastronomen das Beste aus der Corona-Krise zu machen und ihren Gästen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Von Cocktail-Lieferdienst bis zu Craft-Beer-Fensterverkauf gibt es einige tolle neue Angebote, um die Zeit in den eigenen vier Wänden etwas erträglicher zu machen.

Mannheim: Craft-Beer-Fensterverkauf im Taproom im Jungbusch

Das Taproom im Jungbusch dürfte dem ein oder anderen Bierliebhaber in Mannheim ein Begriff sein. Das Taproom in der Beilstraße serviert seit 2015 allerlei Craft-Beer, also handwerklich gebraute Biere abseits vom Standartsortiment. Als das Taproom am 15. März seine Zapfhähne abschalten musste, kam dies einem wirtschaftlichen Desaster gleich. Im Gespräch mit MANNHEIM24 erklärte der Taproom Inhaber, Ben Vivell, wie seine Bar die nächste Zeit überbrücken will. Normalerweise bietet Ben 12 Biere vom Fass an, von denen zwei selbstgebraute Hausbiere sind: Einmal das Jungbusch Ale und zum anderen das New Monnem IPA

Da die Bewirtung der Gäste in der Bar zunächst nicht möglich sein wird, mussten sich Ben und sein Team was anderes einfallen lassen. „Da kam uns die Idee, unsere beiden Hausbiere in Flaschen abzufüllen und die Flaschen zu verkaufen.“ Jetzt können Bier-Enthusiasten montags und donnerstags zwischen 17 und 20 Uhr im „Window Sale“ lokal gebrautes Bier kaufen. Mittwochs und freitags liefert das Taproom das Bier sogar aus! Ob das Konzept aufgeht? „Wir sind von der Resonanz und der Anzahl von Bestellungen überwältigt!“, freut sich ein glücklicher Ben.

Mannheim-Jungbusch: Vegan-vegetarische Leckereien To-Go

Knapp 100 Meter entfernt liegt die Kombüse, die den Jungbusch seit Jahren mit veganen und vegetarischen Leckereien versorgt. Abends trifft sich hier das jung – und junggebliebene – Partyvolk, bevor es zum Tanzen in die Bars und Clubs der Stadt geht. Für Betreiber Jonathan Sternberg war die Zwangsschließung seines Lokals ein Schock. Doch auch die Kombüse lässt es nicht einfach auf sich sitzen und starten prompt ihren eigenen Lieferdienst

Ähnlich wie im Taproom verkauft auch die Kombüse ab sofort aus dem Fenster. „Wir machen weiter und freuen uns auf unsere Kunden, die Hunger haben auf vegan und vegetarisches Essen“, bekräftigt Jon im Gespräch mit uns.

Cocktail-Lieferdienst und Gin-Tonic-Carepakete: Hagestolz

Auch die Cocktail-Liebhaber aus dem Hagestolz im Jungbusch bieten der Corona-Krise die Stirn. Zwar macht sich Betreiber Abian Hammann nichts vor und weiß, dass die Gastronomie vor „katastrophalen Zeiten“ steht; trotzdem wollen er und sein Team nicht einfach herumsitzen und „Däumchen drehen“. Stattdessen nutzen sie die Zeit und widmen sich Arbeiten, für die sie sonst keine Zeit hätten, wie Renovieren und Buchhaltung. 

Immerhin betreibt Abian mit seinem Kollegen, Paul Sieferle, drei Bars, wo viel Arbeit anfällt: das Hagestolz, das Odeon und das Sieferle & Kø. Aber auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Deshalb gibt es jetzt das Hagestolz Home Delivery.

null
Das Hagestolz-Team bei ihrer wöchentlichen Auslieferung. © Sebastian Weindel

Von fertig gemixten Cocktails bis hin zu Gin-Tonic-Care-Paketen mit hauseigenem Gin verpflegt das Hagestolz Team ihre Kunden jetzt auch zuhause. Pünktlich zum Wochenende liefert das Hagestolz-Team jeden Freitag ihre Getränke aus: Denn nach all dem Home-Schooling und Home-Office kann man sich doch auch mal ein bisschen Home-Drinking gönnen.

Livestreaming in den Clubs in Rhein-Neckar: United We Stream

Für das leibliche Wohl der Mannheimer ist also gesorgt. Damit sich das Partyvolk während der Corona-Krise nicht zuhause langweilt, wird es ab sofort eine Rhein-Neckar-Edition von „United We Stream“ geben. Das Konzept: In einem Livestream treten Künstler in den Clubs der Metropolregion Rhein-Neckar auf und bringen so die Party in das Wohnzimmer der Zuschauer. In der Party-Hauptstadt Berlin läuft die Plattform schon seit einigen Wochen und erfreut sich großer Beliebtheit. Und jetzt soll das Ganze auch im Rhein-Neckar-Delta Fuß fassen.

Initiatoren der Aktion sind Zora Brändle, Vorsitzende von EventKultur Rhein-Neckar e.V. und der Mannheimer Nachtbürgermeister, Hendrik Meier. Im Gespräch erklärt Hendrik, dass der Fokus dabei nicht nur auf elektronischer Musik liegen soll, sondern dass auch Konzerte und Lesungen denkbar sind. Welche Clubs denn dabei sind, möchte Hendrik aber noch nicht verraten. Doch an diesem Freitag fällt der Startschuss für United We Stream Rhein-Neckar um 20 Uhr im Breidenbach Studio in Heidelberg.

Nachtbürgermeister vermittelt zwischen Gastro-Szene und Stadt

Trotz der Corona-Krise scheint der Optimismus bei einigen Gastronomen in Mannheim nicht verloren. Was in den Gesprächen mit den jeweiligen Betreibern immer wieder deutlich wird: Keiner fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen. Im Gegenteil: Die versprochenen Soforthilfen wurden zeitnah überwiesen und Kurzarbeitergeld für Personal wurde auch genehmigt. Viel Lob erhält auch der Nachtbürgermeister, Hendrik Meier, der als Vermittler zwischen Gastronomie und den Behörden agiert. Abgesehen von seiner Mediatorrolle hält Hendrik die Gastronomen außerdem auf dem aktuellen Stand und betreibt weitere Schadensbegrenzung. 

So unterstützte er den Prozess eines kommunalen Fördertopfes für Gastronomen und setzt sich für die Plattform Lokalpatrioten.net ein. Dort können Kunden regionale Unternehmen supporten und Gutscheine für die Post-Corona-Zeit kaufen.

Mannheims Nachtleben: Wie wird es nach der Corona-Krise aussehen?

Denn auch bei allem Optimismus machen alle Gastronomen klar: Ohne die Soforthilfen stünden sie am finanziellen Abgrund. Die bittere Realität ist, dass Bars, Cafés und Clubs die ersten waren, die schließen mussten, und auch die letzten sein werden, die wieder öffnen dürfen. Das Mannheimer Nachtleben steht vor einer noch nie dagewesenen Herausforderung und nicht jeder wird diese Krise überstehen, wenn nicht die entsprechenden Unterstützungen angeboten werden. 

Wie das Mannheimer Nachtleben in Zukunft aussehen wird, kann noch keiner abschätzen. Hendrik könnte sich vorstellen, dass bereits während der Krise über die Lockerung bestimmter Regelungen nachgedacht werden muss, um die Gastronomie zu entlasten und einen höheren Umsatz zu verschaffen. Hier wären häufigere Veranstaltungen, mehr Außenbestuhlung oder längere Öffnungszeiten denkbar. Jetzt gilt es allerdings erstmal die Krise zu überstehen.

Wegen der Corona-Krise und der damit verbundenen Maßnahmen stehen zahlreiche Läden vor dem Ruin. Aus diesem Grund fordert der EventKultur Rhein-Neckar e.V. kommunale Rettungsschirme

Wegen der Corona-Krise und der damit verbundenen Maßnahmen sind alle Kinos im Land geschlossen. Viele stehen daher vor dem Ruin. Droht das große Kinosterben?

Das Cave54 ist sowohl bei Nachtschwärmern als auch bei Jazz-Fans beliebt. Doch wegen der Corona-Krise fehlt jetzt das Geld und der Club steht vor dem Aus. Jetzt wendet sich der Betreiber an die Heidelberger mit einem ganz besonderen Angebot. Seit 14 Jahren feierten Nachtschwärmer unvergessliche Partys im Playa Del MA in Mannheim. Jetzt soll der Club schließen – doch der Grund ist nicht das Coronavirus.

Seit Jahren strömen jedes Wochenende tausende Nachtschwärmer in das Ausgehviertel im Jungbusch. Selbst die coronabedingte Schließung von Bars und Clubs hindert sie nicht daran. Kippt jetzt die Partystimmung im Kiez?

mw

Auch interessant

Kommentare