Corona-Test ab sofort kostenpflichtig: Für wen er kostenlos bleibt
Ab sofort sind die Corona-Schnelltests nicht mehr für alle kostenlos. Wer keinen Test-Anlass hat, muss den vollen Preis zahlen. Für manche werden drei Euro fällig.
Das Land Baden-Württemberg möchte sich bereits jetzt für eine mögliche Corona-Welle im Herbst rüsten. Schon bald könnte es wieder strengere Corona-Regeln im Südwesten geben, wie echo24.de berichtet. Zu dem Maßnahmen-Paket, welches das Land fordert, zählt neben Maskenpflicht in Innenräumen, Zugangsregelungen und Kontaktbeschränkungen auch eine Testpflicht. Doch Letzteres könnte irgendwann zum Problem werden. Denn: Corona-Schnelltests sind seit dem 30. Juni kostenpflichtig – zumindest für einen Großteil der Bevölkerung.
Dafür hagelte es bereits ordentlich Kritik. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung befürchtet ein Abrechnungs-Chaos und forderte sogar die Einstellung der Bürgertests. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betont, die Tests seien wichtig – aber ein kostenloses Angebot für alle Bürger ist schlichtweg zu teuer für den Staat. Durch kostenpflichtige Corona-Schnelltests soll der Missbrauch durch Testcenter eingegrenzt werden. Dennoch gibt es Ausnahmen: echo24.de verrät, für wen die Bürgertests kostenlos bleiben und in welchen Fällen Kosten anfallen.
Corona-Schnelltests: In diesen Fällen muss für den Bürgertest bezahlt werden
Bislang hatte jeder Bürger Anspruch auf mindestens einen kostenlosen Schnelltest pro Woche durch geschultes Personal. Das gibt es so seit dem 30. Juni nicht mehr. Wer einen Schnelltest privat benötigt, etwa für eine Familienfeier, ein Konzert-Besuch oder ein Treffen mit Menschen über 60, muss drei Euro für einen Corona-Schnelltest zahlen. Auch wer eine rote Corona-Warnapp hat, erhält einen Test für drei Euro.
Wer den Bürgertest für drei Euro in Anspruch nimmt, muss unterschreiben, dass er zu dem jeweiligen Zweck gemacht wird. Gegebenenfalls kann auch ein Nachweis für den Test-Anlass gefordert werden.
Wer keinen Anspruch auf einen kostenlosen Bürgertest hat und auch keinen konkreten Anlass für den Test vorweisen kann, muss den Schnelltest komplett selbst bezahlen. Die Kosten dafür hängen von den einzelnen Teststationen ab. Ein Corona-Schnelltest durch geschultes Personal sollte jedoch nicht mehr als 10-12 Euro kosten. Generell rät das Bundesgesundheitsministerium von „anlasslosen Tests“ ab.
Kostenlose Bürgertests gibt es ab sofort nur noch für folgende Personengruppen:
- Kinder bis fünf Jahre.
- Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.
- Risikogruppen – zum Beispiel für Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel, Menschen mit Immunerkrankung oder Personen, die sich in der häuslichen Pflege befinden.
- Menschen, die mit besonders gefährdeten Gruppen zu tun haben – etwa Haushaltsangehörige von Infizierten, pflegende Angehörige, Menschen mit Behinderungen und deren Betreuer. Auch Bewohner und Besucher von Pflegeheimen, Kliniken oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderung sind von den Kosten befreit.
- Personen, die nach einer Corona-Infektion einen Beleg benötigen, dass sie wieder negativ sind.
Tübingen bietet weiterhin kostenlose Bürgertests an
In Tübingen soll es übrigens im Gegensatz zu den meisten Städten in Deutschland weiterhin kostenlose Corona-Tests geben. Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) werde laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) die Gratis-Schnelltests an einer Station in der Nähe des Hauptbahnhofs vorerst aus dafür gesammelten Spenden finanzieren, sagte die Tübinger Pandemie-Beauftragte, DRK-Kreisverbandspräsidentin Lisa Federle, am Donnerstag. Die Station sei an drei Tagen pro Woche geöffnet. Zunächst hatte der SWR berichtet.

Die Pandemie-Beauftrage betont: „Ich finde das ganz schwierig, wenn die Leute sich wegen erschwerender Faktoren gar nicht mehr testen lassen. Und ich sehe die derzeit wieder steigenden Corona-Zahlen.“ Deshalb wolle das DRK in Tübingen so lange weiter kostenlose Tests anbieten, wie das Geld aus Spenden und Schnelltest-Einnahmen dafür reiche. Tübingen hat als Modellstadt schon Anfang 2021 auf Corona-Tests gesetzt.
Corona-Tests sind ab sofort kostenpflichtig – es hagelt Kritik
Die Medizinervereinigung rechnet mit einem Abrechnungs-Chaos, wie die dpa berichtet: „Wenn eine derart komplexe Neuregelung einen Tag vor deren Wirksamkeit beschlossen und verkündet wird, dann ist doch das Chaos für alle Beteiligten absehbar“, hieß es am Donnerstag (30. Juni). Die Kassenärztliche Vereinigung hat bereits an den Bundesgesundheitsminister geschrieben, Bürgertests könnten nicht mehr abgerechnet und ausgezahlt werden – denn sie seien nicht mehr in der Lage, Anspruchsvoraussetzungen zu prüfen.
Die Deutsche Apotheker Zeitung schrieb außerdem: „Es wird also komplizierter in der Apotheke. Dafür gibt es dann auch weniger Geld ab dem 1. Juli.“ Statt 8 Euro für den Abstrich und 3,50 fürs Material erstatte der Bund künftig nur noch 7 Euro, beziehungsweise 2,50 Euro.
Das Ende der kostenlosen Bürgertests mitten in der Corona-Sommerwelle ist dumm, fahrlässig und unsozial.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Jan Korte, warf der FDP vor, mithilfe der SPD und der Grünen das ganze Land in Geiselhaft zu nehmen: „Das Ende der kostenlosen Bürgertests mitten in der Corona-Sommerwelle ist dumm, fahrlässig und unsozial.“ Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann betonte in dem rbb-Sender radioeins dagegen, dass der Schutz von Risikogruppen weiter gewährleistet sei.